Wer ist kompletter; die siebenfache Marathonsiegerin oder die erfolgreiche Anwältin, die neben Ironman auch noch Basketball, Darts, Kegeln und Skateboarden kann?

Faszination Marathon, Faszination Triathlon, Faszination Ironman, wo ist da noch eine Steigerung drinnen? Doppel-Ironman, 24-Stunden-Läufe, Race Around Austria oder Accross America, all das ist verdammt zeit- und kostenintensiv, für viele im Berufsleben Stehende nicht oder kaum noch zu packen, waren die Marathon- und Ironmanzeiten schon schwierig mit dem sonstigen Drumherum zu vereinbaren. Was nun also?

Seit einiger Zeit machen sich immer mehr Wettspiele, bei denen man sowohl körperlich als auch geistig fit sein muss, breit. Meist im Fernsehen zwar, meist ein, maximal zwei Kandidaten gegen den berühmten Moderator aus Deutschland oder eben so ähnlich, meist geht es um viel Geld, das macht die Sache spannender, nicht zuletzt auch für die ZuseherInnen.

Mit dem Orientierungslauf gab es sie bereits lange Zeit, die nicht nordische Kombination, doch wirklich seinen Siegeszug konnte dieser noch nicht feiern. Liegt oder lag vielleicht daran, dass uns Geographie in der Schule nicht wirklich spannend vermittelt wurde, zumindest das Kartenlesen nicht; oder eben, dass körperliche Belastung mit nur einer zweiten Fähigkeit, nämlich dem Orientieren im Raum (was prinzipiell ja wesentlich komplexer ist, man benötigt hierfür tolle Skills in Mathematik, Philosophie, Physik, Biologie, Geographie, und so weiter, aber auf das Wesentliche heruntergebrochen ist´s eben nur die Geographie), verbunden ist; und das mag für "nur" Laufende zu viel, für mehrschichtig Orientierte zu wenig sein.

"Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper", das sollte doch das Ziel von uns allen sein. Der denkende Mensch kann sich doch nicht bloß auf Schwimmen, Radfahren und Laufen konzentrieren. Wer die Langdistanz anstrebt, kommt aber kaum zu mehr, selbst, wenn er arbeitslos oder so reich, dass er von den Zinsen leben kann, ist. Soll jetzt aber nicht heißen, dass man den wenigen, die Zeit ihres Lebens nichts Anderes machen als trainieren und dreikämpfen, bis ins hohe Sportalter, ihren Intellekt und ihre Reflektiertheit absprechen möchte. Aber es gibt eben immer mehr, die während der körperlichen Belastung ins Philosophieren fallen, überlegen, was warum sein könnte, ohne Anspruch auf irgendeine Antwort, Fragen über Fragen, die es wohl wert sind, gedacht und gestellt zu werden.

Bei der deutschen Sendung, bei der man Stefan schlagen und unheimlich reich werden kann, kommt es allerdings nicht nur darauf an, dass man lang laufen und philosophieren kann, sondern dass man möglichst vielseitig ist, körperlich und geistig, UND Antworten geben kann. Und genau das macht die Faszination aus.

Wer ist kompletter; die siebenfache Marathonsiegerin oder die erfolgreiche Anwältin, die neben Ironman auch noch Basketball, Darts, Kegeln und Skateboarden kann? Und die ein umfassendes Allgemeinwissen, überragende Intelligenz, schnelle Auffassungsgabe mit einer ordentlichen Prise Bauernschläue kombiniert. Die verdammt cool und gelassen ist, dennoch Emotionen zeigen kann. Eine philosophische Frage, man will gar keine Antwort. Die Antwort kann das Spiel sein, Sieg oder Niederlage, gegen einen immer-ehrgeizigen, ausgesprochen vielseitigen Moderator.

Die Frage lautet nur, wann gibt es solche Bewerbe für die breite Masse? Statt 5 Runden durch die Ortschaft mit immer gleichem Ausgang jede Runde neue Fragen, Aufgaben zu bewältigen. Ideenreichtum und Mut sind gefragt in diesem 21. Jahrhundert, ein erster Schritt mag mit den Gatsch- und Dreckläufen über und unter Hindernisse, durch Wasser usw. getan sein, der zweite ergibt sich ganz logisch, er ist praktisch schon da. Wer macht ihn als Erster?

Christian Kleber (MAS)

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