Sie hat die allerneuesten Patschen an, mit Carbonsohle, klar, aber auch mit Schuhbändern aus Lightweight-Mash, mit beschleunigendem, weil im Luftkanal von Luzern getesteten Obermaterial aus XForce-1, die Zusammensetzung der Schnürsenkelhalter stammt direkt aus dem Teilchenbeschleuniger in CERN, also eigentlich aus dem Urknall.

Die Socken nennen sich „Footwear Universe Master Yes“, sind leichter als Luft, lassen aber dennoch Sauerstoff zirkulieren, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die Farbabstimmung zu den modisch nicht mehr zu übertreffenden Schuhen ist exakt und einzigartig, kein anderer Strumpf täte zu den Böcken fitten. Die multifunktionale Unterbekleidung „underwear wow cero-s“ stammt von der NASA, Lauftight, langärmliges T-Shirt und Jacke. Wahrscheinlich bereits aus unserem Nachbar-Paralleluniversum, das sich auf maximal-funktionelle und maximal-modische Sportbekleidung spezialisiert zu haben scheint. Haube und Handschuhe können sich auf jede beliebige Außentemperatur selbstständig einstellen und verleihen das Gefühl von absoluter Freiheit und Running spirit.

So gedresst knallt die junge Spitzensportlerin ihren 8-Min-Schnitt auf den Asphalt; auch hier wird nichts dem Zufall überlassen, der High-Tech-Navi an ihrem zarten Handgelenk fängt sofort zu piepsen an, wenn sie ein, zwei Sekunden über oder unter ihrem Tempo liegt; diese Warnung wird sofort an ihren persönlichen Super-Coach weitergeleitet, der auch genaue Anweisungen per Funk übermittelt, sollte sich die junge Frau trotz allem Gepiepse mal um einen halben Meter von der vorgegebenen Strecke entfernen. Mit viel Gefühl und Einfühlungsvermögen wird sie dann innerhalb von weniger als einer Minute zurück auf die ursprünglich geplante Strecke gelotst.

Zu Hause angekommen werden fein säuberlich sämtliche Trainingsdaten via bluetooth, Infrarot und peripherer Schnittstelle - dreifach abgesichert sozusagen - in das Notebook übertragen, in der gleichen Sekunde hat Hans, der Super-Coach, der früher als Fitnesstrainer und Getränkeausschenker in der Muckibude nebenan gewörkt hat, alle Daten und geht sogleich ans Auswerten und Austüfteln der nächsten Einheit.

Überhaupt ist Hans ein Superstar in der Branche, hat er doch vor vielen Jahren mal bei einem Marathon teilgenommen und die Bronzemedaille errungen. Diese sieht den Finishermedaillen des am gleichen Tage stattfindenden Frühlingslaufs zwar zum Verwechseln ähnlich, aber so wie Hans sich auskennt, ist das keine Frage, der ist Dritter geworden beim Marathon, direkt hinter Bekele und Paul aus Kenia. Und seine Pläne sind sowas von individuell und ausgeklügelt, da zahlt man gerne 350,--/Monat dafür, wie um Gottes Willen sollte man sonst auf einem so hohen Niveau trainieren können, um sich nicht gleich zu überlasten? Schon kommt die Trainingsempfehlung für den nächsten Tag, eine 40-minütige Ergometereinheit, die so aussieht: 20 Minuten Aufwärmen mit 114-117 Puls, 41 Watt, Trittfrequenz exakt 73, danach 3x1 Min einbeinig für den runden Tritt mit 28 Watt und 65 Trittfrequenz, danach Cool-down wieder mit 41 Watt, aber nur 54 Trittfrequenz. Hans, du Übermensch, danke!

Den Ergometer mit eingebautem DVD-Player, der lebensecht 7.428 Routen aus der wirklichen Welt eingespeichert hat, mit Watt-Leistungsmesssystem, Kontroll-Warn-Radarleuchten und selbstregulierendem, nachjustierenden Pedalsystem, hat er ihr auch empfohlen, er hat nur 7.450,-- gekostet! Das passende Outfit hat man von ihm selbst, ganz neu gewesen, anfangs riecht das immer ein wenig nach „schon getragen“, aber es war niegelnageneu, sicher sogar!

Christian Kleber (MAS)

Link: www.WomanMaxFun.com