MaxFun Sports Laufsport Magazin

Abrupt anders (Folge 20)

16.03.2005, 12:00:00
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Wie in Zeitlupe ging Doris zum Haustor ...

In den letzten Folgen: Markus und Doris haben sich vorgenommen, im Mai am Vienna City Marathon teilzunehmen. Für beide ist es das erste Mal. Markus ist mit dem Training etwas im Rückstand und nicht wirklich konsequent, bei Doris hingegen wächst die Vorfreude, bis ...

FOLGE 20

Auf den Straßen verteilen die Leute plötzlich Blickkontakte. Das Sonnenlicht ist märzwarm geworden. Immer mehr Jogger werden es, die abends ihre Runden drehen. Doch gerade jetzt fällt Doris das Laufen schwer.

Die Form stimmt, der Trainingsfortschritt ist sehenswert, erst kürzlich hat sie einen flotten Lauf hingelegt, der einfach zum Abheben war .... Doch jetzt – es tauchen Gedanken auf, die nicht von der Energie eines Laufes einfach weggewischt werden. Die Eindrücke im Kopf lassen sich nicht durch das Aneinanderreihen von Laufschritten auflösen, sondern bleiben ineinander verkeilt, bauen einen Widerstand auf, der jede Bewegung mühsam macht. Das Laufen fällt ihr schwer. Und fast ist sie versucht zu schreiben: Mir fällt diesmal auch das Schreiben schwer.

Wie man sich von äußeren Einflüssen bestimmen lässt! Praktisch überall hat man ihr Aufmerksamkeit und Unterstützung entgegengebracht, wenn sie vom Marathon erzählt hat. Nur kürzlich bei ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester, die sie am Wochenende in deren Haus im Dunkelsteiner Wald besucht hatte, war wenig positives Echo zu merken. Nicht dass sie etwas anderes erwartet hätte. Aber das Unverständnis, diese große Entfernung in der Gedankenwelt, war wieder einmal Anlass zur Verärgerung: „Du richtest dich zugrunde. Warum machst du nicht dieses Nordic Walking? Wenn du die Zeit dafür hast ...“ Auf der Rückfahrt fühlte sich Doris wieder einmal wie ein Mädchen, das nicht nach den Wünschen der Eltern geraten ist. ‚Wie lange ist man eigentlich ein Kind?’, fragte sie. ‚Ist man auch mit 30 und 40 noch ein Kind? Sind Eltern immer Eltern, und Kinder immer Kinder?’

Der anschließende Lauf war nicht gut und nicht schlecht, das jüngste Tempotraining, 4 x 2 Kilometer schneller als in der Marathongeschwindigkeit, machte wohl noch etwas zu schaffen. Gegen Ende hin schmerzten die Schienbeine bis fast hinunter zum Knöchel. Aus, das genügt. Quälen muss nicht sein.

Zwei Tage später läutete das Telefon. Zwei Stunden später war Doris im Spital. Vor der Schwelle zum Krankenzimmer 332 zögerte sie, als müsste sie nun einen übergroßen Schritt in ihre eigene Zukunft wagen. Fünf Frauen lagen in Krankenbetten, aber nicht ihre Mutter. Wo war sie? Doris fragte bei der Stationsschwester nach. „Sie muss aber auf 332 liegen“, bekam sie zur Antwort. „Kommen Sie, da ist sie ja.“

Doris hatte ihre Mutter zuvor nicht erkannt. Ihre Haare schienen noch weißer als sonst. Der Mund stand ihr offen, als würde sie sonst nicht genügend Luft bekommen. Das Gesicht war eingefallen, die Haut spannte sich dünn über die Wangenknochen. Ihre ganze Gestalt abgemagert, wie es in einem anderen Lebensalter erstrebenswert sein mag. Jetzt war Doris eindeutig wieder Tochter. „Mama“, sagte sie leise und nahm ihre Hand, „du hast uns einen Riesenschrecken eingejagt.“ „Bitte bleiben Sie nicht zu lange“, schaltete sich die Schwester ein. „Rippenbrüche in Verbindung mit einem leichten Schlaganfall sind keine Kleinigkeit für die alte Dame.“

Die Bestimmtheit in den Augen ihrer Mutter und der Druck in ihrem Tonfall waren verschwunden. Das Sprechen, Atmen und Bewegen bereitete ihr Schmerzen am Brustkorb, sie wirkte fahrig und nicht hier her gehörig. Der Zugang zum Sprachzentrum schien bei Doris vorübergehend gestört, fast fand sie keine Worte. „Willst du etwas trinken?“ Kopfschütteln. „Du bist stark, du hältst das durch.“ Die Augen zucken. „Ich werde dich so oft als möglich besuchen.“ Das Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse. Sie wollte offensichtlich weinen, aber es kam keine Tränenflüssigkeit aus den Augen.

Starren Blicks fuhr Doris nach Hause. Die Welt schien ihre Geschwindigkeit verlangsamt zu haben. Wie in Zeitlupe stieg sie aus dem Auto und ging zum Haustor. Wie würde es weitergehen? Die lähmenden Fragen ließen keine schnellen Bewegungen zu im Moment. Die Energie, mit der sie an anderen Tagen durch die Augenblicke gleiten ließ, war plötzlich von einer dicken Eisschicht überzogen. Im Stiegenhaus schmerzte erneut das Schienbein, wie zuletzt beim Laufen – ein Lebenszeichen aus einer momentan entfernten Welt. Was sollte sie jetzt planen? Die Gedanken, die zuletzt immer mehr um den Marathon kreisten, hatten plötzlich ein anderes Zentrum bekommen.

Fortsetzung folgt ...



Der Bericht wurde vom Veranstalter selbst im Eventmanager von MaxFun.cc eingetragen

Doris du schaffst es

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