MaxFun Sports Laufsport Magazin

Das Vierundzwanzigstel
(Folge 10)

17.12.2004, 12:00:00
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Spaziergänger mögen gelächelt haben ...

Markus, der Computerfachmann, arbeitet viel und träumt von einem Haus am Stadtrand, in das er mit seiner Freundin Doris und den beiden gemeinsamen Buben Thomas und Felix ziehen will. Eine wichtige Projektpräsentation in New York verläuft nicht nach Wunsch. Sein Freund und Arbeitskollege Peter erleidet einen Herzinfarkt. Markus beschließt daraufhin, gesünder zu leben und beginnt zu laufen. Doris freut sich darüber, weil auch sie seit drei Monaten joggt. Ein Streit über Weihnachtseinkäufe trübte die Stimmung.

Unversehens ist eingetreten, was Doris schon längst hatte planen wollen: ein gemeinsamer Lauf mit Markus. In den Büros der Stadt war an diesem Tag die Aufmerksamkeit etwas löchriger als zu manch anderen Zeiten. Obwohl Weihnachten erst noch gefeiert werden musste, lag 2004 bereits in der Ecke wie eine gelesene Zeitung. Die verbleibende Zeit war wie mit Ablaufdatum versehen, als stünde „Jetzt zugreifen, nur noch kurze Zeit“ darauf geschrieben. Jeder Tag steigerte sich zu einem Gefühl, schnell noch wichtige Dinge erledigen zu müssen. Alles bewegte sich auf den Übergang zu – aber auf welchen Übergang? Ein neues Jahr? Ein neues Ziel? Ein anderes Leben? Ein neues Ich? Noch weniger als sonst waren die Gedanken auf die Gegenwart gerichtet, sondern auf allerlei Vorhaben, die im letzten Vierundzwanzigstel des Jahres besonders bedeutsam erschienen. Es war eine bemerkenswerte Zeit.

An einem dieser Vorfeiertage war Markus etwas verfrüht vom Büro aufgebrochen, ebenso Doris. Was dort noch zu tun war, galt nicht mehr dem aktuellen Jahr. Es fiel nicht auf, und es machte nichts aus. Wie verabredet trafen sie kurz nacheinander in der Wohnung ein. Markus hatte sein Hemd bereits ausgezogen, sagte: „Hallo, ich geh jetzt laufen. Du auch?“ Doris machte ein paar Schritte durchs Wohnzimmer und umarmte ihn: „Weißt du was? Ja, ich auch!“

Spaziergänger mögen gelächelt haben, als die beiden an jenem späten Dezembernachmittag nebeneinander durch die Dämmerung gelaufen sind. Sie, die zierliche Blondine mit runden, lockeren, aber stets kontrollierten Schritten, die sich wie selbstverständlich laufend vorwärtsbewegte. Er, der etwas stämmig gewordene, schwer atmende Wuschelkopf, dessen rechter Fuß immer zu laut auf den Asphalt aufklatschte, sodass sich die Theorie vom Laufen als natürlicher Bewegungsform des Menschen nicht unmittelbar aufdrängen wollte. Keiner wusste genau, wie weit oder schnell der andere laufen konnte. Es war ein eigenartiges Abtasten. Jeder trabte anfangs seinen eigenen Rhythmus. Wer gab das Tempo vor? Es entwickelte sich. Doris hatte kein Problem mit der Geschwindigkeit. Markus auch nicht, denn er war es gewohnt, schnell zu laufen und sich dabei anzustrengen. Sie redeten nicht viel, nur Sachen wie „dort links“ oder „diese Schleife durch den Wald“, mehr brauchte es nicht. Nach einiger Zeit hatten sie sich angeglichen, ihre Schritte liefen nahezu synchron, die Armbewegungen ergänzten sich, nur der Atem von Markus, der war nicht so ganz im Takt. Unmerklich, vielleicht auch unbeabsichtigt, beschleunigte Doris. Markus machte es Spaß, er hielt mit, auch wenn er kämpfen musste. „Hey, du willst mich abhängen?“ lachte er. „Das geht nicht!“

Doris joggte sich in Hochstimmung und war überrascht, wie leicht ihr im Vergleich mit Markus das Laufen fiel. Wann hat es zuletzt eine solche spontane gemeinsame Unternehmung gegeben? Ihr Plan kommt ihr wieder in den Sinn. Wie sollte sie es angehen? Wann könnte der richtige Zeitpunkt sein?

Weihnachten?, überlegte Doris. No way! Feiern, Geschenke, Besuche ... das geht nicht. Vielleicht in den Tagen danach, da könnten wir nochmals gemeinsam laufen ... Oder zu Silvester? Ja, das ist es. Die Sektkorken knallen, die Pummerin läutet, im Fernsehen wird der Donauwalzer gespielt, wir liegen uns in den Armen und drehen uns im Kreis – da wird es passieren. In der Silvesternacht fällt der Startschuss.

„Sensationell, wie du laufen kannst“, keucht Markus auf dem letzten Kilometer ihrer ersten gemeinsamen Laufrunde. Was für ein seltenes Kompliment, denkt Doris. „Heute ist es großartig. Ich glaub, ich könnte noch eine ganze Stunde so dahin laufen“, schwärmt sie etwas übertrieben. „Ha, denk aber dran, dass du mich mitziehen musst, denn mir reicht es bald. Das schaffst du keine Stunde mehr!“ Doris musste lachen. Markus war gut gestimmt und eingestimmt auf die kommende Zeit ...

Vorschau
Am 11. Jänner: Die frischen Tage

Doris du schaffst es

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