MaxFun Sports Laufsport Magazin

Laufgedanken zum Jahresanfang

19.12.2015, 18:00:00
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Wie weit darf ein (Marathon-)Läufer gehen?

Beim Schmökern in einem (ausgedruckten) Konkurrenzblatt stolperte er über den Marathon von Kuala Lumpur, der heuer in seiner ursprünglich gedachten Form (leider) nicht stattfinden konnte. Grund: Einige der insgesamt 240 Mio. Indonesier hatten – wie sehr viele andere „Unternehmer“ auf diesem wunderschönen Erdball auch – nichts Besseres zu tun, als riesige Flächen Wald in Brand zu setzen, um dort Palmwälder zur Erzeugung von Palmöl pflanzen zu können. Der dadurch entstehende Rauch wurde vom Wind weiß Gott wohin geblasen, eben auch in die Hauptstadt Malaysias, die Schadstoffwerte überschritten sämtliche Grenzen, somit kein Marathon für die insgesamt ca. 35.000 Angemeldeten. Eine Gruppe von Deutschen kam dennoch auf ihre Rechnung, man bot ihnen ein Freizeit-Lauf-Tempel-Sightseeing-Ersatzprogramm an. Welches ua. von der 75-jährigen Sigrid Eichner genutzt wurde, was den gemeinen Leser noch nicht unbedingt zu wahnsinnigen Begeisterungsausbrüchen verführen würde, wäre da nicht die kleine und vor allem exakt belegte Tatsache, dass es sich bei dieser Dame um die wohl marathonerfahrenste auf unserem Planeten handelt – mit „dem“ in Kuala Lumpur gelaufenen – sie lief alleine auf einer 6,5-km-Schleife, die eigentlich als „Morgen-Ersatzläufchen“, das einmal zu laufen gewesen wäre, vorgesehen war, so lange hin und her, bis der Marathon vollkommen war – kommt sie auf stolze 1.937 Marathons auf der ganzen Erde.

Womit wir wieder beim Thema wären, wie weit darf ein (Marathon-)Läufer gehen? Nun, zum einen bis zum Zielstrich, und das hoffentlich etwas schneller als im Gehtempo…zum anderen, sollte man sich in Zeiten von Klimakonferenzen, Regenwaldabholzungen, Emissionsspitzen nicht fragen, ob man eine Marathonreise in das viertbevölkerungsreichste Land der Welt, das nicht gerade ums Eck gelegen, überhaupt antreten muss? Um dort dann nicht laufen zu können, weil Schadstoffe, Umwelt, Palmölerzeugungsraumschaffung, etc., zu heftig, zu arg? Detail am Rande, Indonesien ist der weltgrößte Inselstaat, er besteht aus sage und schreibe 17.508 Inseln, DORT könnten die Schweden ihr so beliebtes „SwimRun“ an die Spitze treiben – du weißt schon, „SwimRun“ ist dieser Bewerb, wo du (hauptsächlich eben in Schweden) von Insel zu Insel schwimmst, um auf jedem Eiland von einer Küste zur anderen zu rennen, der Bewerb in Ötillö umfasst ca. 65km Laufen und 10km Schwimmen, aber das steht auf einem anderen Blatt und in diesem Falle auf der anderen Seite dieses Globus´.

Natürlich ist es toll, in der heutigen Zeit derartig mobil sein zu können, um ans andere Ende zu fliegen, um dort zu rennen, zu schwimmen oder zu „triathlonen“. Doch war der ursprüngliche Gedanke allen sportlichen Outdoor-Tuns nicht eher der eine des „back to the roots“, zurück zu den Wurzeln, auf sich selbst reduziert zu sein, um gegen die Allgewalt der Natur zumindest anzukämpfen? Wohlwissend, dass diese IMMER stärker und mächtiger sein wird als man selbst; dass aber gerade in diesem Aufgehen mit seinem Rundherum, mit dem Erkennen, wie schwer ein Gipfel zu erreichen, ein Meer zu durchschwimmen, eine Wüste zu durchlaufen ist, die Zusammenhänge zwischen allem und jedem besser zu verstehen waren? Man dadurch in unfassbarer Demut aufging und sich dem Sinn des Seins zumindest zu nähern wähnte, ebenfalls wohlwissend, dass das letzte Erkennen vielleicht für immer im Verborgenen bleiben würde, um damit die Suche so lange interessant zu halten, bis man erlöst wurde, dereinst? Wo ist das alles hin? Wettläufe en masse, touristischer kaum möglich, Massenankünfte auf bis vor kurzem unberührten Bergspitzen, riesige Industriezweige dahinter, alles immer schneller, immer pompöser…doch auch das gehört scheinbar zum Leben, zum Menschsein dazu, dennoch darf man gerade nach einem so ereignisreichen und geschichtsträchtigen (Sport-)Jahr nachdenken über das alles…in diesem Sinne.

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