MaxFun Sports Laufsport Magazin

Weglaufen

08.01.2009, 12:00:00
Foto:
Sammy/PIXELIO

Wer läuft, der läuft zwar von irgendwo weg, kommt aber auch jedes Mal irgendwo an!

Meistens auch dort, wo er weggelaufen ist, hin und wieder sogar an einem anderen Ort. Was aber, wenn man gar nicht ankommen möchte, sprich weglaufen will? So richtig weg, um eben nicht mehr anzukommen, sondern tatsächlich nicht mehr da zu sein, wo man ist. Es gibt sie, diese Tage, an denen man ein solches Bedürfnis hat – wahrscheinlich für jeden, wenn auch nur selten.  

Als Läufer hat man ja grundsätzlich die Möglichkeit, im wahrsten Sinne des Wortes wegzulaufen, was dann ebendarum ein tatsächliches Laufen ist und nicht nur ein Reißausnehmen. Die Schwierigkeit besteht aber darin, dass selbst der trainierte Ultraläufer oder Zen-Runner irgendwann nicht mehr weiterlaufen kann, auch wenn es sehr lange dauern könnte. Dann muss man stehenbleiben und vorbei ist es mit dem weglaufen, da man ja angekommen ist, wo auch immer. Dies ist alsdann das Dilemma, denn spätestens in diesem Moment muss die bittere Erkenntnis folgen, dass es offenbar nicht möglich ist, vor etwas davonzulaufen. Wobei es natürlich sein kann, dass man vor jemandem weggelaufen ist, z.B. einem Hund oder auch einem bedrohlichen Menschen, dann hat das Weglaufen Sinn gemacht.  

Was aber tun, wenn man vor sich selbst oder seiner eigenen Lebenssituation weglaufen möchte? Das funktioniert ja so nicht, wie gerade klar geworden ist. Man kommt nämlich – egal wo immer man auch hinläuft – zwar an einem anderen Ort an aber dennoch immer bei sich selbst und auch wenn dort die Situation kurzfristig anders sein mag, wird sie recht bald wieder dieselbe oder nahezu selbe sein. Dagegen ist anscheinend nichts zu unternehmen! Ergebnis dieses ermüdenden Denkprozesses ist also augenscheinlich, dass es lediglich möglich ist, vor Außenstehenden wegzulaufen aber keine Hoffnung besteht, dieselbe Strategie bei sich selbst anzuwenden.  

Dafür hat sogar Zen-Running nicht keine wirkliche Lösung oder Technik parat. Einen Versuch aber kann es vielleicht doch Wert sein: Laufen Sie weg und nehmen Sie einen Koan mit, über den Sie so konzentriert als möglich nachdenken bzw. meditieren oder ihn einfach in ihrem Kopf präsent sein lassen. Sie werden dann freilich nicht vor sich weggelaufen sein, sondern vermutlich wieder nach Hause zurückkehren, möglicherweise aber kann etwas anders sein. Probieren Sie es aus: „Lass die Katze aus dem Wasserglas, bevor sie die Maus frisst!“

Dr. Günter Heidinger

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