MaxFun Sports Laufsport Magazin

Was versteht man unter Extremsport

Schmerzen und Qualen während der unzähligen Trainings- und letztlich Wettkampfstunden

Triathlon-Langdistanz und andere Extremsportarten
Schwierig, denn aus verschiedenen Perspektiven betrachtet scheint alles Mögliche extrem oder eben überhaupt nicht extrem zu sein. Dass ein Zehnfach-Ironman eher extrem sein dürfte, leuchtet wahrscheinlich ein, aber man muss tiefer gehen und überlegen, WARUM da irgendetwas einleuchtet.

Und schon liegt der Verdacht nahe, dass eine derartig lange Ausdauerbelastung deswegen als extrem eingestuft wird, weil die meisten Menschen so etwas niemals in ihrem Leben machen würden/werden und sich so etwas auch in keinster Weise vorstellen können. Umgekehrt betrachtet absolvieren nur ganz wenige einen solchen Ultra-Bewerb, der Großteil der Finisher ist ausgesprochen gut vorbereitet und nimmt oftmals an vergleichbaren Veranstaltungen teil.

Somit wird diese Handvoll „Spinner“ einen solchen Triathlon wesentlich weniger extrem einstufen als der Rest der Welt.
Bleibt man beim Sommer-Dreikampf, so ergibt sich schnell die Frage, ob ein „normaler“ Ironman (3,86km Schwimmen, 180km Rad fahren und 42,195km Laufen) extrem ist. Nachdem solche Bewerbe in den letzten Jahren richtiggehend „salonfähig“ geworden sind, wird auch ein wesentlich größerer Teil der Menschheit der Meinung sein, dass ein Ironman eben nicht (mehr) als extrem einzustufen ist. Wenngleich die Vorstellung, einen solchen zu absolvieren, und die Realität (also das TATSÄCHLICHE Absolvieren) eigentlich immer meilenweit auseinanderklaffen.

Was so viel heißen soll wie: nur, weil in jedem zweiten Dorf tausend und mehr Ironman-Starter wie die Wahnsinnigen loskraulen, wird ein Ironman ja nicht weniger (oder mehr) extrem, er bleibt immer gleich – zumindest für das teilnehmende Individuum. Was sich ändert, ist die externe Wahrnehmung von Zusehern, aber auch von den Protagonisten, die sich vielleicht denken, was die vielen anderen können, kann ich auch. Deswegen werden die Schmerzen und Qualen während der unzähligen Trainings- und letztlich Wettkampfstunden nicht weniger, man weiß nur, dass man sie ertragen kann, weil alle anderen sie ja auch ertragen können.

Irgendwie geht es also um das Verschieben von Grenzen.
Reinhold Messner war der erste Mensch, der alle vierzehn Achttausender ohne Sauerstoffflaschen bestiegen hat, bis dahin undenkbar: danach wusste man, dass „das Unmögliche möglich ist“, und schon sprießten sie aus dem Boden, die Bergsteiger aus aller Welt: heute rennt ein Kilian Jornet nicht nur zweimal pro Woche auf den Everest, sondern stellt auch sonst Rekorde in den Bergen auf, an die Menschen vor dreißig Jahren nicht einmal zu denken wagten.

Für einen Christoph Strasser, seines Zeichens nun fünffacher Sieger des wohl härtesten Non-Stop-Radrennens RAAM (Race Across America), wird nicht einmal ein 1000-km-Soloritt durch die Alpen besonders außergewöhnlich, geschweige denn „extrem“, sein.

  • Ein Normalsterblicher kann die Luft vielleicht eine Minute lang anhalten, ein paar „Geübtere“ schaffen es eventuell doppelt so lange.
  • Ein Apnoetaucher ist schon mal zehn und mehr Minuten (so er davor eine Zeitlang reinen Sauerstoff eingeatmet hat) durchgehend unter Wasser.
  • Ein durchschnittlich begabter Wanderer schafft vielleicht 300 Höhenmeter pro Stunde.
  • Die besten Bergläufer der Welt kommen, je nach Streckenlänge und -beschaffenheit, auch schon mal auf 2000 Hm/Stunde.

Ist das jetzt also „extrem“? Schwierig zu beantworten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach kommt es auf die persönliche Perspektive an, wenn ein Falke mit dreihundert km/h in den Sturzflug geht, findet er wahrscheinlich nicht das Geringste daran. Stürzt sich hingegen ein Basejumper von einem Berggipfel und erreicht ähnliche Geschwindigkeiten, findet das der Großteil des Restes der Menschheit wohl immer noch extrem.

Was ist also extrem beziehungsweise wer sagt, was extrem ist?
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28.06.2018, 19:00:00
Foto: pixabay.com
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