In New York (Folge 2)

Die Leuchtreklame vom Broadway tanzt über die Zimmerdecke ...

Markus, der Computerfachmann, arbeitet viel und träumt von einem Haus am Stadtrand, in das er mit seiner Freundin Doris und den beiden gemeinsamen Buben ziehen will. Er wird eingeladen, eine vielversprechende EDV-Lösung bei einer Firma in New York zu präsentieren.

Die Finger sprinten über die Computertastatur. Gehirn und Schreibtisch sind voll mit dringenden Aufgaben und „To-Do-Listen“: Markus hatte das Gefühl, vor drei Fließbändern gleichzeitig zu sitzen und im Akkordtempo ein Problem nach dem nächsten lösen zu müssen. Immer und immer wieder wurden verschiedene Applikationen der New Yorker Präsentation überarbeitet. Peter, sein engster Kollege, unterstützte ihn mit ganzer Kraft. Immer wieder kamen neue Ideen dazu, welche auch neue Probleme aufwarfen. Markus brachte es auf über 60 Zigaretten am Tag und der Kaffeeverbrauch in der kleinen Küche stieg enorm. Die Nerven waren gespannt wie zu fest aufgedrehte Gitarresaiten.

Mit großen Erwartungen flogen Markus und der 49-jährige Firmengründer Horst Schneider nach New York. Nach dem Abflug aus Schwechat legte sich die Anspannung und man genoss die Stunden über dem Atlantik. Wortlos saßen sie in ihren Sitzen in der zwölften Reihe des Airbus OS 501, und immer wieder kehrten Gedanken über die bevorstehende Präsentation in die Köpfe der beiden zurück. Etwas müde, aber überwältigt von der Dimension der Skyline von New York erreichten sie ihr Hotel in Lower Manhattan, eingebettet zwischen Broadway und 7th Avenue. Die Zeitumstellung machte ihnen etwas zu schaffen, waren sie es doch gewohnt, zu Hause schon seit einigen Stunden zu schlafen. Markus und Horst gingen noch in ein Restaurant in der Nähe des Times Square, um ein wenig zu essen und den nächsten Tag, den Tag der Tage, zu besprechen. Plötzlich kam diese ungewöhnliche Anspannung wieder hervor und die Gespräche wurden emotioneller und hektischer. Horst machte Markus Vorwürfe, dass die gesamte Präsentation zu spät fertig geworden und eine genaue Kostenaufstellung deshalb nicht mehr enthalten sei. Markus war sehr verbittert, lag doch die genaue Kalkulation gar nicht in seinem Bereich. Mit einem etwas verärgerten Gefühl im Bauch entschloss man sich, ins Hotel zurück zu gehen.

Markus lag lange mit offenen Augen im Bett, sein Blick richtete sich auf die Decke über ihm, die von der Leuchtreklame des benachbarten Broadway bunt erhellt wurde. Sehr spät fand er seinen Schlaf.

Vorschau
Am 8. November: Das Karussell dreht sich lange und schnell ...

Doris du schaffst es