MaxFun Sports Laufsport Magazin

Erkenne dich selbst

13.10.2009, 12:00:00
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Am antiken Tempel des Apoll in Delphi war deutlich und für alle sichtbar der kurze aber einprägsame Spruch Gnothi Seautón zu lesen. Mit diesem Erkenne dich selbst wurde zur Selbsterkenntnis als tägliche Übung aufgefordert.

Diese Aufgabe betrachtete man damals als den Anfang und die Basis für jedes sinnvolle Denken über die Welt und das Sein an sich. Philosophie hatte also zu jener Zeit schon das hehre Ziel und die selbst gestellte Aufgabe durch Selbsterkenntnis zu einem besseren Leben beizutragen.  

Später war es vor allem das Verdienst von Immanuel Kant, zu zeigen, dass das, was erkannt wird, von dem, der es erkennt, zwangsläufig abhängig ist, und zwar insofern, als der Erkennende das Erkannte notwendig konstruiert. Das bedeutet, dass die Wirklichkeit nicht so erkannt werden kann, wie sie tatsächlich ist, sondern nur in jener Form, in der sie für den Betrachter als solche erscheint. Alles ist demgemäß nur innerhalb eines Bewusstseins und für dieses Bewusstsein vorhanden. Erkennbar wird die Welt also ausschließlich als unsere Vorstellung. Welcher Art Ordnung sie tatsächlich entspricht, ist objektiv nicht zu entscheiden.  

Dies hat zur Folge, dass wir selbst der Welt notwendig eine gewisse Ordnung zuweisen müssen, damit es uns überhaupt möglich wird, sie zu erkennen und dass es eigentlich lediglich unsere eigene Ordnung ist, wenn uns irgendetwas geordnet erscheinen sollte. Denn schließlich haben ja auch wir die Welt konstruiert, weil es unserem Bewusstsein gar nicht anders möglich ist, sie zu erkennen und zu konstruieren. Die Welt erkennen und sie zu konstruieren ist demnach ein und dieselbe Angelegenheit.  

Diesem Innenleben, diesem Selbst, diesem laut Schopenhauer angeborenen Charakter ist stets die größte Aufmerksamkeit zu widmen, denn es bestimmt unser ganzes Handeln. Selbsterkenntnis als Einsicht in das eigene Wollen hat somit oberste Priorität. Denn nur wenn die eigene Individualität in ihren Vorlieben und Talenten, aber auch in ihren Defiziten erkannt wird, besteht die Chance, das Leben gezielt gestalten zu können. Freiheit wird damit zum Wissen um die stärksten Handlungsmotive, ihre Basis ist die Selbsterkenntnis.  

Der Mensch ist nur frei, wenn er zuerst einmal sich selbst erforscht hat. Weiß er einmal, was er tatsächlich will und was er auch zu leisten im Stande ist, so kann er, wenn er weiterkommen möchte, bei vollem Bewusstsein verwirklichen, was seinem Charakter und seinen Talenten entspricht. Erkenne dich daher selbst. Und: „Werde, der du bist!“ Und wenn du dann erkannt hast, dass du vielleicht ein Zen-Runner bist oder werden kannst: Fang an zu philosophieren und vor allem zu laufen, sofern du dies sowieso nicht schon lange tust. Das, was du dann denkst, wird unzweifelhaft wahrhaftig sein.

Dr. Günter Heidinger

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