MaxFun Sports Laufsport Magazin

Das Ritual der Beinrasur

08.09.2009, 12:00:00
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knipseline/PIXELIO

Es gibt Dinge, an die man sich in einer Weise gewöhnt hat, dass sie einem so lange nicht auffallen, bis man sie vermisst und die sich dann plötzlich als derart wichtig für das Wohlbefinden herausstellen, dass man völlig verblüfft ist und sich nur mehr wundern kann.

Eine dieser Gewohnheiten für den Ausdauersportler ist das Rasieren der Beine. Wenngleich in Läuferkreisen eher noch nicht unbedingt Usus, setzt sich auch hier diese Form der Körperästhetik immer häufiger durch. Rasierte Läuferbeine sind gar nicht mehr so selten. Falls Sie damit noch nicht begonnen haben, überlegen Sie aber noch kurz und lesen Sie folgendes kleines Erlebnis:

So oft als möglich versuche ich als Zen-Runner auch in anderen Gegenden zu laufen. Die Laufschuhe sind selbstverständlich überall mit im Gepäck und ein wenig Zeit muss immer sein, zumindest für einen kurzen Meditationslauf. Letzte Woche war es wieder einmal so weit: Ein paar Tage Erholung und Urlaub, in erster Linie der Familie gewidmet standen auf dem Programm. Schnell waren die wichtigsten Dinge eingepackt: Laufschuhe, Kopfhörer, Badehose, Jeans etc. Am ersten Abend fand sich auch schon eine knappe Stunde Zeit für das Laufen. An der Uferpromenade am See entlang trabte ich zufrieden, in eine zwar etwas oberflächliche aber angenehme Meditation versunken dahin, als sich auf einmal ein seltsames Unwohlsein einstellte.

Zunächst wollte ich mich nicht stören lassen, Derartiges kommt öfter vor, doch da dieses Gefühl auch auf den nächsten Kilometern nicht verschwinden wollte, sah ich mich genötigt, dem auf den Grund zu gehen. Fieberhaftes Nachdenken brachte allerdings keinen Erfolg. Es war mir nicht möglich, festzustellen, was denn um alles in der Welt mich unwohl sein ließ. Aus dem angenehmen Meditationslauf wurde ein Krisenlauf. Ich fühlte mich zunehmend unbehaglich, wurde sogar leicht missmutig. Geübt in diesen Dingen, weiß ich jedoch, dass es in solchen Fällen nicht gut ist, die Sache auf sich beruhen zu lassen, weshalb ich mich weiter mühte. Schritt um Schritt wurde meine geistige Last größer und drückte auf mein Gemüt. Nun schon einigermaßen verzweifelt und verbissen, erhöhte ich das Tempo, ohne viel nachzudenken und da plötzlich fiel es mir blitzartig ein: „Die Beine!“ Ich hatte meine Beine schon den vierten Tag nicht rasiert!

An und für sich wäre das noch kein Problem gewesen, vier Tage sind zwar das Maximum aber noch auszuhalten. Das aber, was mich unwohl sein ließ, war die mir bis zu diesem Moment nicht bewusste „Katastrophe“, die Rasierer zu Hause vergessen zu haben. Wer jetzt denkt, dass ich übertreibe, der hat noch nie über einen längeren Zeitraum seine Beine rasiert. Es kratzt, es juckt, es sieht furchtbar aus, tut fast weh und man kann auf keinen Fall hinsehen! Was jetzt? Erschüttert kehrte ich in meine kleine Pension zurück, durchsuchte, im Zimmer angekommen mein Gepäck, ob sich nicht doch noch wo ein alter, vergessener Einwegrasierer finden würde. Umsonst!

Die Geschäfte hatten geschlossen, die einzige Tankstelle in der Umgebung, wo es ansonsten fast alles zu kaufen gibt, hatte ebenfalls keine. Meine Verzweiflung wuchs. Sollte ich abreisen? Mir die Haare von den Beinen brennen? Sie mit einem Küchenmesser abschaben? Bedrückt und gepeinigt machte ich einen letzten Versuch, schlich die Treppen hinab, weckte die schon in die Jahre gekommene Pensionsleiterin und fragte vorsichtig nach einem Rasierer. Die Ausreden, die ich ihr präsentierte, möchte ich an dieser Stelle lieber auslassen. Mit seltsamen, misstrauischen Blicken, händigte sie mir schließlich zwei alte Einwegrasierer aus! Ich war überglücklich, wollte die alte Dame am liebsten umarmen, stürmte auf mein Zimmer und rasierte meine Beine wie noch nie. Glatt waren sie danach wie Seide. Und ich schlief wie ein Baby!

Dr. Günter Heidinger

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