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Warum glaubt der Mensch?

07.07.2008, 12:00:00
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Zwischen Religion und Religiosität existiert ein bedeutsamer Unterschied. Während Religion die gemeinschaftlich überlieferte Form religiösen Verhaltens ist, handelt es sich bei Religiosität hingegen um individuelle spirituelle Erfahrung.

Gerade aber die Spätmoderne ist ein Supermarkt vielfältiger Glaubens- und Heilsangebote und jeder Mensch kann heutzutage über sein privates Himmelsreich verfügen, ohne mit der Institution Kirche großartig in Konflikt zu geraten. Die Religionszugehörigkeit des Einzelnen ist heute keine unwiderruflich feststehende Tatsache mehr. Um aber der Religiosität als subjektiver Sinnstruktur auf die Spur zu kommen, mag es interessant sein, nach den ursprünglichen Erfahrungen, die allen Gläubigen als Muster zugrunde liegen, zu suchen.

Auch wenn sich soziale Umstände geändert, Wertvorstellungen umgestülpt, Revolutionen ereignet haben, der Glaube an sich ist nie verschwunden. Besonders aber dann, wenn die moderne Lebenswelt außer Kontrolle gerät, Energie-Blackouts große Städte wie etwa New York in tiefes Dunkel werfen, unerklärliche Börsencrashs die Wirtschaft erschüttern oder anscheinend teuflische Seuchen ausbrechen, gegen die auch die modernste Medizin keine Mittel mehr finden kann, dann geht der Glaube an die rationale Beherrschbarkeit der Welt verloren. Die Folge ist unter anderem eine Art Rebellion gegen die nur mehr rational verstandene Welt, die sich in erneuerter, teilweise sogar übersteigerter Religiosität und Glauben äußert. Spiritualität als Gegensatz zu einer sich auf ihrem Höhepunkt befindlichen Wissensgesellschaft entwickelt sich immer mehr zum Fluchtpunkt einer von den Wissenschaften enttäuschten Menschheit.

Bei genauerer Betrachtung handelt es sich aber bei diesen Phänomenen der sich wieder steigernden Religiosität um nichts anderes als die alte Suche des Einzelnen nach Antworten auf existenzielle Fragen: Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Oder wie Kant es formulierte: Was ist der Mensch? Denn unerträglich ist dem Menschen seit jeher die Angst er sei ein Produkt des Zufalls, vielleicht sogar beliebig austauschbar und entbehrlich. Wie steht es um die Fragen nach Geburt, Leben und Tod? Fragende brauchen aber Erklärungen, um ihre eventuelle Nicht-Notwendigkeit aushalten zu können. Ohne subjektiven Sinnhorizont geht es nicht, Individuen brauchen kohärente Deutungsmuster.

Der Mensch sucht seit jeher, unabhängig von seinem jeweiligen Kulturkreis, seiner Konfession, seinem sozialen Status, nach einem letzten Grund für sein Dasein. Er muss sich schlechterdings die Frage nach dem „Warum“ beantworten. Der Mensch will das, was rund um ihn geschieht, verstehen, möchte oder muss begreifen, um erklären zu können, er meint dadurch ein Minimum an Kontrolle zu erreichen. Die Kirchen haben aber heutzutage mehr Mühe als je zuvor auf diese Fragen zufrieden stellende Antworten zu geben.

Die oftmals zitierte Zersplitterung der modernen Welt hat dem Menschen fast jede Illusion genommen. Es zählt nur, was zählbar ist. Nichts gilt, weil alles gilt. Relativismus, scheint es ist der Preis für Pluralismus. Deshalb sehnt sich der Einzelne nach der unmessbaren Größe, nach Glauben als subjektiver Erfahrung und nach intensivem Erleben. Kurz, nach einem Lebenssinn, der über das Schneller, Weiter, Mehr von Leistung, Karriere und Besitz hinausreichen kann. Spirituelle Erfahrung ist aber nicht in Worte zu fassen und schon gar nicht in Dogmen zu gießen.

Deshalb kann Schweigen, Spüren, loslassendes Denken ein Weg sein. Achtsamkeit sich selbst und der Welt gegenüber ist gefragt. Üben wir uns darin!

Dr. Günter Heidinger

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