MaxFun Sports Laufsport Magazin

Kinhin - Meditation im Gehen

15.06.2008, 12:00:00
Foto:
© Jan Wattjes/PIXELIO

Mit Sicherheit kann jemand, der sich mit seinem Sitzkissen in einen alten Park, in einen schönen Garten oder auch in seine warme Stube setzt, tolle Erfahrungen machen.

Man wird ruhig und entspannt sich. Mit der Zeit stören einen weder die Vögel, die lärmen, auch nicht die vorbeigehenden Menschen oder die lauten Nachbarn. Wer meditieren kann, dem wird bei solchem Tun aber auch noch um Einiges mehr zuteil werden als Ruhe und Entspannung.

Es gibt aber auch Zeiten, während denen sich keine Gelegenheit ergibt, sich auf seinem Kissen niederzulassen, obwohl es gerade jetzt nötig wäre, sich zu sammeln, zur Ruhe zu kommen. Vielleicht, weil wichtige Entscheidungen oder Begegnungen anstehen. Oder weil es gerade nicht so gut möglich ist, sich entspannt hinzusetzen, vielleicht aber auch, weil einem immerzu die Beine einschlafen oder weil man es einfach nicht schafft, in ruhender Position zu meditieren.

Eine andere Möglichkeit der Meditation ist das so genannte Kinhin der Zen-Mönche. Das Kinhin ist eine Meditationstechnik, die bei einem Spaziergang, einer Wanderung (oder einem Meditationslauf des Zen-Running) erfolgt, indem mit jeder Atmung ein Schritt gemacht wird. Die Meditationstechnik Kinhin erfolgt meist in einer Gruppe die dicht hintereinander in Trippelschritten geht.

Beim Kinhin versucht man grundsätzlich die gleiche Sammlung wie in Zazen, dem absichtslosen Sitzen. Im Kinhin wird also versucht, die Meditation im Gehen zu verwirklichen. Im Unterschied zu der Zen-Running-Technik des Meditationslaufes (wenn man vom Laufband absieht) kann allerdings Kinhin auch in einem geschlossenen Raum oder auf sehr begrenztem Territorium geübt werden. Wer Kinhin betreibt, lässt sich leiten von seinem Gespür für die richtige Umgebung und den richtigen Moment. Jeder Weg kann der richtige sein.

Interessant besonders für uns Zen-Runner ist im Zusammenhang mit Kinhin, dass es zwei sehr gegensätzliche Ansätze gibt und darüber hinaus sogar den Versuch eines Kompromisses. Während in der Rinzai-Schule schnell und energisch, oft sogar im Laufschritt gegangen wird, finden wir in der Soto-Schule ein Kinhin, das im »Zeitlupentempo« geübt wird. In der auf den modernen Zen-Meister Daiun Sogaku Harada (gest. 1961) zurückgehenden Linie des Zen wird eine etwa in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen liegende Gangart geübt.

Hat Daiun Sogaku Harada bereits Zen-Running vor uns betrieben oder war er gar ein geheimer Zen-Runner, der nur unter dem Deckmantel des Kinhin Meditationsläufe machte? Höchstwahrscheinlich nicht – er war wohl lediglich einer, der so wie wir, einen Weg gefunden hat bzw. gegangen oder gelaufen ist!

Dr. Günter Heidinger

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