MaxFun Sports Laufsport Magazin

Ein Traumlauf (Folge 5)

18.11.2004, 12:00:00
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Wie von einer unsichtbaren Kraft angetrieben, mühelos, bewegen sich alle vorwärts

Markus, der Computerfachmann, wünscht sich ein Haus am Stadtrand, in das er mit seiner Freundin Doris und den beiden gemeinsamen Buben ziehen will. Eine wichtige Projektpräsentation in New York verläuft nicht nach Wunsch. Bei der Ankunft in Wien erfährt er, dass sein Freund und Arbeitskollege Peter nach einem Herzinfarkt auf der Intensivstation liegt.

Staten Island, New York, 11:45 Uhr. Markus steht inmitten von 30.000 Läufern am Start des New York City Marathons. Die ausgelassene Stimmung dieser Menschenansammlung aus allen Nationen will auf ihn nicht überspringen. Was soll er bei einem Marathon? Eigentlich gehört er hier nicht her. Das Laufen eines Marathons stand nicht in seiner Lebensplanung. Wenn er sich hier in diesem Feld aus gut trainierten Sportlern umsieht, ist er derjenige, der am wenigsten wie ein Läufer aussieht. Die Kilos hängen schwer an seinen Hüften. Und ob die wenig bis gar nicht trainierte Beinmuskulatur ihn bis ins Ziel im Central Park tragen wird, ist mehr als zweifelhaft. Langsam setzt sich der Tross in Bewegung. Die leichte Steigung hinauf auf den höchsten Punkt der Verrazano Narrows Bridge erfordert von Markus schon mehr Kraft, als ihm eigentlich zur Verfügung steht, obwohl er sich ohnehin fast gehend fortbewegt.

Der Herzschlag pocht so massiv, dass er meint, jeden Moment reißt es ihm die Schädeldecke vom Kopf. Das Atmen fällt ihm so schwer, dass er nicht mehr an die Existenz zweier normaler Lungenflügel glaubt. Obwohl er schneller laufen möchte, um nur halbwegs mit den anderen mitzuhalten, hat er das Gefühl, als würde ihn ein Gummiseil zurückhalten. Immer wieder sieht er Läufer, die an ihm mit einer Leichtigkeit vorbeilaufen, als wären hier in New York die Gesetze der Erdanziehungskraft aufgehoben. Da - dieses Gesicht kennt er doch! Das muss der Entwicklungsleiter aus der Innovativ Company sein, der ihm die unangenehmen Fragen gestellt hat. Und dort drüben, läuft dort nicht die junge Programmiererin, die seit zwei Monaten im Nebenzimmer arbeitet? Wie machen die das? Alle bewegen sich vorwärts, wie von einer unsichtbaren Kraft angetrieben, die er nicht kennt, mühelos, mit sparsamen Bewegungen, ohne Blick zurück. Nur an seinen Beinen hängen schwere Bleikugeln, die jeden Schritt fast unmöglich machen. Der Schweiß rinnt ihm über den Körper, als ob er den Weg durch die Wüste Gobi angetreten hätte. Warum tut er sich diesen Marathonlauf nur an? Die Begeisterung der anderen Läufer ist ihm unverständlich. Wie sie den wartenden Zuschauern am Streckenrand die hingehaltenen Hände abklatschen! Sogar Horst Schneider, der Chef, steht auf der Seite und sieht dem Treiben zu. Und Peter! Peter liegt vor ihm am Asphalt und ringt um Luft! Verdammt, Peter, was ist mit dir? Markus fühlt sich immer schrecklicher. Peter am Asphalt, Peter im Krankenhaus, Peter an den Maschinen der Intensivstation, die Bilder vermischen sich. Würde es ihm auch so ergehen? Jetzt wo er am größten Marathon der Welt teilnimmt!? Ihm, der seit seiner Schulzeit nicht mehr an Sport gedacht hat, geschweige denn an einen halbwegs gesunden Lebensstil? Die vielen Kilo Körperfett, die völlig wertlos an seinem Körper kleben. Jetzt wird ihm auch klar, warum ihm scheint, dass seine Lungenflügel bei weitem nicht so groß sind, wie er es in medizinischen Büchern gesehen hat. Jetzt wird ihm klar, dass es die vielen in den letzten Jahren sinnlos gerauchten Tausenden Zigaretten sind, die ihm zu schaffen machen. Jetzt fallen ihm die Lungen ein, die er bei der Ausstellung „Körperwelten“ gesehen hat, wie sie schwarz und ekelig in den Schaukästen gelegen haben. Der Gedanke, dass auch seine Lungen so aussehen könnten, versetzt ihn fast in Panik. „Super Papa, du bist im Fernsehen!“, hört er Felix und Thomas schreien. „Papa, du bist Spitze, du schaffst es!“ Aber Papa geht es gar nicht gut. Sein Zustand verschlimmert sich zusehends. Und wieder sind da die Bilder von Peter. Nein, so darf es mir nicht ergehen, was wird aus Doris, was aus meinen beiden Buben? Sie wünschen sich doch so sehr das kleine Häuschen am Stadtrand, wir wollen doch eine Familie bleiben! Markus wird schwarz vor Augen. Nein das darf nicht das Ende sein, ich habe doch noch so viel vor. Nein jetzt noch nicht, ich bin doch erst 42 Jahre! Markus versucht weiterzulaufen, aber kann sich kaum noch von der Stelle bewegen. Er spürt, wie seine Beine versuchen, den nächsten Schritt anzusetzen, aber der Schritt geht ins Leere. Neeeeeiiiinnn!

Markus hört sich noch rufen und schlägt die Augen auf, schweißgebadet liegt er in seinem Bett. Der Gedanke an das zuletzt Geträumte treibt ihm die Gänsehaut hoch. Doch es schleicht auch Erleichterung in seine aufgewühlte Gefühlswelt. Ich lebe, es war nur ein Traum, ein Albtraum ... Doris schlummert friedlich in ihrem Bett.

Markus steht auf, geht ins Badezimmer und stellt sich unter die Dusche. Ihm ist, als müsste er die Eindrücke des Albtraumes von seinem Körper abwaschen. Jetzt fühlt er sich wieder wohler. Er kehrt zurück in sein Bett, legt die abgewinkelten Arme unter seinen Kopf und beschließt, ein neues, ein viel gesünderes Leben zu beginnen. Markus schiebt seine Füße unter die Decke von Doris, flüstert der Schlafenden ein „Ich liebe dich“ zu und schläft wieder ein.

Vorschau
Am 23. November: Niemals hätte sich Markus das träumen lassen ....

Doris du schaffst es

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