Der Ironman als Saisonhöhepunkt - man kann noch so hart und qualitativ hochwertig trainieren, unter Wettkampfbedingungen funktionieren Körper und Geist ein wenig anders.

Die Saison ist in vollem Gange, egal, ob man nun zu den Triathleten oder Radsportlern zählt, die ersten Wettkämpfe sind längst vorüber. Wessen Saisonhöhepunkt noch bevorsteht - etwa die Teilnahme an einem Ironman - der sollte sich darüber bewusst sein, dass - wenn vielleicht bislang "nur" trainiert wurde - die Teilnahme an ein, zwei Testwettkämpfen das verkehrteste nicht ist. Man kann noch so hart und qualitativ hochwertig trainieren, unter Wettkampfbedingungen funktionieren Körper und Geist ein wenig anders.

Warum sind Testwettkämpfe so wichtig? Erstens einmal sind sie das beste Training, das man absolvieren kann. Qualitativ hochwertig vom Tempo, von der Härte gegenüber sich selbst und von der Situation her. Es ist einfach etwas ganz Anderes, mit 300 Leuten gleichzeitig in einen See zu springen, mit 180 Puls in die Wechselzone hineinzurasen, beim gleichen Puls ein paar Schluck Isotonisches aufzunehmen oder mit verdammt dicken Beinen loszulaufen. Der Druck, seinen Vereinskameraden schlagen oder seine Klasse gewinnen zu wollen ist ungleich höher als bei jedem harten Training. Bei selbigem ist es zwar auch nicht egal, ob man die 1000-er-Intervalle 5 Sekunden schneller oder langsamer als die anderen der Gruppe rennt, aber im Wettkampf ticken die Uhren ganz anders!

Der eine oder andere hält sich im Training zurück oder überpowert im Gegensatz dazu maßlos, im Wettkampf ist alles echt und ehrlich, mal abgesehen von unfairen Mitstreitern, die abkürzen, Elektromotoren eingebaut haben oder sich unerlaubten Substanzen hingeben. Testwettkämpfe sollen zwar ernst genommen werden, aber auch nicht überbewertet. Wer z. B. unerwartet stark ist bei einem solchen, sollte vor lauter Freude nicht gleich seine Saisonhöhepunkts-Leistungserwartung um ein paar Ecken nach oben schrauben. Auf der anderen Seite sollte man bei einem schlechten Ergebnis nicht gleich den Hut draufhauen. In beiden Fällen muss sorgfältig analysiert werden, was gut funktioniert hat und was nicht, letztendlich sollte man natürlich aus der Erfahrung lernen.

Dann sollte man sein Wettkampfmaterial testen; Aerohelm, Triathlonschuhe, Wettkampf-Neo usw. Klar sollte man bis dahin auch im Training zumindest ein wenig unterwegs gewesen sein, aber wichtig ist vor allem, dass auch bei maximaler Belastung nichts zwickt oder zwackt, dass man schnell aus dem Neo oder in die Laufschuhe kommt, dass die Schwimmbrille nicht beschlägt usw.

Stellt sich noch die Frage, ob man auch für einen Testwettkampf tapern soll. Das ist eine Gratwanderung, denn auf der einen Seite gehen einem da klarerweise einige Trainingstage flöten, auf der anderen Seite sollte man aber doch herausfinden, welche Form des Taperings am besten funktioniert (dazu benötigt man aber ein paar Jahre Erfahrung). Kleinere Wettläufe, Schwimmwettkämpfe oder Ähnliches, die man z. B. im Winter/Frühling bestreitet, kann man getrost aus dem Training heraus absolvieren. Aber zumindest einen Wettkampf sollte man schon ganz ernst nehmen in seiner Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt, und da sollte auch getapert werden. Dann steht einem gelingendem und gelungenem Hauptwettkampf nichts mehr im Wege! Hang loose und Hipp Hipp Hurra!

Christian Kleber (MAS)

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