MaxFun Sports Laufsport Magazin

Tor des Geants 2010 - Ein Ultralauf der neuen Dimension im Aostatal

30.09.2010, 12:00:00
Foto:
© Hubert Schwarz-Malle

Ein Bericht von Hubert Schwarz-Malle, einziger österreichischer Finisher.

Zwischen 12. und 19. September 2010 wurde im Aostatal erstmals der Ultralauf Tor des Geants ausgetragen. Dabei galt es für das internationale Starterfeld (LäuferInnen von Kanada bis Japan und von UK bis Südafrika waren am Start) die unglaubliche Strecke von 330 Kilometern und positiven 24.000 Hm innerhalb von 150 Stunden zu absolvieren. Die Strecke war dabei nicht in fixe Etappen unterteilt, sondern jeder Läufer konnte frei wählen, ob er die ca. alle 50 Kilometer eingerichteten Schlafstätten in Turnsälen nutzt oder nicht. Dank der perfekten Logistik hatte man als Läufer an diesen Punkten auch immer Zugriff auf seine persönliche Tasche mit notwendigen Utensilien wie Ersatzbatterien für die Stirnlampe.

Mit einem beispiellosen Aufgebot von 1.200 freiwiligen Helfern wurde die gesamte Strecke des Höhenweges 2 bzw. Höhenweges 1 des Aostatales mit Markierungen versehen und entsprechende Checkpoints eingerichtet. Um die Sicherheit zusätzlich zu erhöhen, wurden von der Bergrettung sogar 4 zusätzliche Biwakschachteln entlang der Strecke installiert. Die professionelle Organisation hat sich schon bei der Pasta-Party widergespiegelt, wo als Vorspeise Vitello Tonnato gereicht wurde. Generell ist zu erwähnen, dass sich die Strecke im Vergleich zu anderen Ultraläufen in dieser Region (UTMB, Trail Verbier St. Bernard, ..) um einiges anspruchsvoller betreffend Steilheit und Ausgesetztheit darstellt.

Nach dem sehr stimmungsvollen Start am 12.9. um 10:00 Uhr in Courmayeur wurden zügig die ersten Pässe bewältigt und viele Starter absolvierten trotz des Regens die erste Nacht ohne eine Minute Schlaf. Am zweiten Tag änderte sich glücklicherweise das Wetter schnell und man konnte sich als Läufer auf die Herausforderungen Col Fenetre de Torrent (2840m), Colle Entrelor (3007m) und Col du Luson (3.299m) konzentrieren. Viele der Läufer waren daher froh, das Camp in Cogne am späten Nachmittag zu erreichen, um zum ersten Mal während des Laufes eine Schlafpause einzulegen. Nach einer landschaftlichen sehr schönen dritten Sektion wurde man auf der vierten Etappe mit einem Aufstieg von 4.584 Hm als Läufer nochmals richtig gefordert. Zusätzlich war der dieser Tag auch davon geprägt, dass viele Läufe aufgrund der durchgängigen Belastungen Probleme mit Blasen und leider auch Gelenks- bzw. Schienbeinentzündungen bekamen. Für alle diese Probleme stand bei jedem Checkpoint ein Sanitätsteam zur Verfügung, dass unermüdlich versuchte den LäuferInnen die Schmerzen während des Laufes zu mindern. Der fünfte Abschnitt war mit 40 Kilometern zwar der kürzeste, wobei aufgrund der Strapazen an den Vortagen die Streckenlänge sicherlich dazu beigetragen hat, dass nicht noch mehr Starter diesen Lauf abbrechen mussten. Von Valtournenche (mit herrlichem Blick auf die Südseite des Matterhorns) verläuft die Strecke weiter über ein Hochplateau Richtung Westen nach Courmayeur. Die letzte Nächtigungsmöglichkeit wird anschliessend in der kleinen Gemeinde Ollomont geboten (156 Einwohner). Trotz der dünnen Besiedlung entlang der Strecke findet man selbst hier ständig begeisterte Einheimische, die jeden Läufer mit Motivationsrufen die Qualen der letzten Tage vergessen lassen.

Im letzten Abschnitt von St. Remy (am Gotthardpass) zum Col Malatrá (2.928m) bietet die Strecke für die Athleten nochmals einen richtigen Leckerbissen: nach 1.250 hm Anstieg werden die letzten 150 Höhenmeter zum Col von Meter zu Meter steiler, was letztendlich in einer Seilpassage auf denn letzten Höhenmetern mündet. Nachdem man die letzten positiven Höhenmeter dieses Ultralaufes absolviert hat, werden noch die letzten zwei Checkpoints auf der Rif. Bonatti bzw. Rif. Bertone vor dem Abstieg nach Courmayeur passiert. Nach all den Anstrengungen der letzten Tage und trotz der Übermüdung wird der Zieleinlauf im Zentrum der netten Gemeinde am Mt. Blanc zu einem unvergesslichen emotionalen Erlebnis.

Von den 310 gestarteten Läufern erreichten 179 Athleten innerhalb der 150-Stundengrenze das Ziel (letzter Finisher war der lokale Skilehrer Gigi Riz nach 149 Std. und 58 Min.!). Der Gesamtsieg ging mit einer unglaublichen Leistung an die Geschwister Ulrich Gross (80 Std. 27 Min. 23 Sek.) und Annemarie Gross (91 Std. 19 Min. 13 Sek.) aus Südtirol. Ich persönlich war mit meiner Zeit von 141 Std. und 29 Min. zwar klar hinter meinen gesteckten Zielen, wobei ich aufgrund des Streckenverlaufes und meiner Blasenprobleme ab Mittwoch im Nachhinein doch zufrieden auf meine Leistung zurückblicke.

Aufgrund der perfekten Organisation und der sehr anspruchsvollen Strecke kann man diesen Lauf jeden Athleten empfehlen, der nach UTMB oder Le Grand Raid de la Réunion eine neue, noch größere Herausforderung sucht.

Hubert Schwarz-Malle

Link: www.tordesgeants.it

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