MaxFun Sports Laufsport Magazin

Doping und Doppelmoral

22.04.2008, 12:00:00
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Wer sitzt Steine werfend im Glashaus und wer wirft auf die im Glashaus Sitzenden?

Endlich hat auch der österreichische Laufsport seinen Dopingfall! Fast sieht es so aus, als wäre die Laufgemeinde auf irgendeine Art und Weise sogar erleichtert, sich die tollen Bestzeiten der letzten Zeit zu guter Letzt doch noch erklären zu können. Noch mehr heimliche ins Fäustchen Lacher finden sich aufgrund des letzten Vorfalls auf Seiten der männlichen Läufer, die von den schnellen Damen abgehängt wurden. Wie vielen männlichen Läufern ist es bis heute gelungen, Marathonzeiten unter 2:40 Stunden zu laufen?  

Die aktuelle Diskussion rund um Susanne Pumper hat aber – typisch österreichisch – auch eine sehr skurrile Seite – die Schildbürger hätten ihre Freude daran! Der Obmann des eigenen Vereins ordnet beim eigenen Lauf eine Dopingkontrolle an und bewirkt dadurch, dass die vereinsbeste Athletin infolgedessen in einen Dopingfall verwickelt wird und das Ganze auch noch kurz vor deren sportlichem Höhepunkt, dem Wien-Marathon, im Rahmen dessen sie sich für Olympia qualifizieren wollte. Gleichzeitig erweist sich deren stärkste Konkurrentin als „sauber“ und läuft kurz danach österreichische Bestzeit. Verblüffte Gesichter, unzählige Fragen, Unverständnis!  

Wer hat jetzt wann, wie gedopt? Wer hat welche Interessen? Wer sind die Guten, wer die Bösen? Handelt es sich um Missverständnisse oder wurden hier gezielt, bestimmte Spiele gespielt? Wer sitzt Steine werfend im Glashaus und wer wirft auf die im Glashaus Sitzenden? Die Hintergründe kennen wohl nur die Betroffenen selbst aber ob das Ganze dem österreichischen Laufsport nutzt oder nicht, muss zumindest angezweifelt werden. Freilich sind wir alle für einen sauberen Sport, ähnlich wie wir den meisten der 10 Gebote zustimmen werden, dass aber Moral immer auf zweifelhaftem Boden steht, sollte niemals vergessen werden.  

Da gelingt es dem österreichischen Laufsport endlich wieder einmal, ein paar wenige Aushängeschilder ins Rampenlicht zu rücken, wobei deren Erfolge hauptsächlich auf permanente, individuelle Bemühungen zurück zu führen sind, und dann, bricht alles wie ein Kartenhaus zusammen. Athleten wie Susi Pumper, die ihr Leben dem Sport verschrieben haben, werden von einem Tag zum anderen zu „Buhfrauen“. Anstatt ihre Leistungen respektvoll zu bewundern, beschäftigt man sich nunmehr fast ausschließlich mit der „bösen Susi“, obwohl noch nicht einmal klar ist, ob gedopt wurde oder nicht!

Wieso wird bei jedem Dopingfall im Sport sofort darauf vergessen, dass sportliche Erfolge niemals einzig und allein durch irgendwelche Substanzen erzielt werden oder glauben wir tatsächlich, dass ein 4 Stunden Marathonläufer beim nächsten Start oder sonst irgendwann einmal in seinem Sportlerleben 21/2 Stunden laufen wird, wenn er nur die richtigen Mittel verwendet? Oder meint ernsthaft jemand, dass sich Susanne Pumper bzw. sonst irgend ein Spitzensportler eine einzige Trainingseinheit sparen würde, ein einziges Mal nachlässig sein könnte, sich eine einzige Undiszipliniertheit gönnen könnte, nur wenn sie oder er verbotene Substanzen zu sich nehmen würde? Vergessen wird vielmehr in diesem Zusammenhang oft darauf, dass durch eine solche Darstellung viele Hobbyathleten der Meinung unterliegen könnten, sie bräuchten doch nur ein paar Mittel zu sich zu nehmen und schon ist ihre Leistung besser. Naive Geister lassen sich dann jedes angebliche Wundermittel einreden und schaden ihren Körpern – im harmlosen Fall lediglich ihren Geldbörsen – wesentlich mehr als man glauben möchte. Wer daran zweifelt, braucht nur einmal aufmerksam zu verfolgen, was alles an Mittelchen unter der Hand angeboten wird.  

Niemand wird so verwegen sein Doping zu verharmlosen, dass aber mit einer derartigen radikalen Verurteilung von Sportlern, wie sie die meisten Medien betreiben, nichts besser wird, müsste doch mittlerweile klar sein. Wenn wir Menschen für den Sport interessieren wollen, ihre Begeisterung für körperliches Tun wecken möchten, dann ist es doch allemal sinnvoller, nicht Vorbilder von einem Tag auf den anderen zu Sturz zu bringen und an den Pranger zu stellen. Warum wird so selten darauf hingewiesen, dass aus dem sportlichen Tun, weit mehr zu profitieren ist, als nur das Siegen und Verbessern von Bestleistungen? Wieso redet kaum jemand davon, wie hart und schwer es ist, inmitten von öffentlichem Druck und Medienrummel, seine Ziele zu verfolgen und wie gefährlich es ist, der Versuchung zu widerstehen, ein wenig nachzuhelfen?  

Musiker machen weiter Musik, in welchen Drogenskandal sie auch verwickelt werden, Schauspieler drehen weiter Filme, selbst Politikern oder Managern wird die eine oder andere Eskapade verziehen, nur von den Sportlern verlangen wir die ewige und unbefleckte weiße Weste. Selbstredend brauchen wir aufmerksame, couragierte Funktionäre, die auf missbräuchliches Vorgehen hinweisen aber seien wir vor- und nachsichtig zu unseren Sportlern! Verlangen wir zumindest nicht von ihnen, dass sie moralischer und sittlicher zu sein haben, als wir alle es jemals sein können und bewundern wir auch den großen Teil ihrer Leistungen, der nichts mit Doping zu tun hat!    

Dr. Günter Heidinger

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