MaxFun Sports Laufsport Magazin

Lernen von Toni Innauer

03.06.2004, 12:00:00
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MaxFun Sports

Grenzüberschreitungen
(aus Punch & Power, Kapitel 3)

Grenzgänge lassen nie kalt. Sie emotionalisieren, polarisieren, haben einerseits etwas Faszinierendes, Attraktives, Anziehendes, andererseits etwas Gefährliches, Angsteinflössendes, Risikobesetztes. Sie bieten ein gewisses Spannungsfeld vom suchenden Grenzgänger bis zum Hüter des Bestehenden. Echte Grenzgänger sind aus einem besonderen Holz geschnitzt. Trainer wie Toni Innauer können diese Begeisterung und Sehnsucht nach Neuem in dem Funkeln in den Augen der Athleten festmachen.

Wenn wir Grenzen definieren geht es im wörtlichen Sinne um Be-Grenzungen. Dabei spielen spezielle, oft innere Landkarten, äußere Normen oder gewachsene Betrachtungsweisen eine wesentliche Rolle. Es gibt natürliche, physikalische Grenzen, sowie Grenzen die im Kopf bestehen, wie mystische und mentale Grenzen.

Diese mentale Grenze, die im Regelfall in unserem eigenen Einflussbereich und unseren persönlichen Glaubenssätzen und Wertesystem verankert ist, stellt das größte individuelle Potenzial zur Leistungssteigerung dar.

Ein klassisches Beispiel für eine mentale Grenze in der Leichtathletik war Leistungsdurchbruch von Roger Bannister – der nach jahrelangen Versuchen als erster die Meile unter 4 Minuten lief. Noch im selben Jahr blieben weitere 37 Läufer unter dieser Schallmauer, im Jahr danach sogar über 500. "Einer muss die Grenze durchbrechen, dann können Dinge passieren, die man für unmöglich gehalten hat", ist auch Toni Innauer überzeugt.

Sportliche Grenzen und Grenzen in der Wirtschaft sind oft nur mentale Grenzen und viel leichter verschiebbar, als man auf den ersten Blick annimmt.

Dachte noch vor 15 Jahren eine breite Bevölkerungsschicht, dass ein Marathon eine uneinnehmbare Mauer sei, haben sich durch die Vorbildwirkung der steigenden Teilnehmerzahlen, viele Unentwegte auch an diese Grenzerfahrung gewagt und mit Bravour bestanden. Die notwendigste Voraussetzung dazu hat immer im Vorfeld im Kopf begonnen. Die Ziellinie nach 42,195 km ist das Ergebnis der Kraft und der Einstellung aus den Gedanken geworden. Das Geheimnis: Erfolge beginnen im Kopf. Auch wissenschaftlich ist mittlerweile belegt, dass Optimisten erfolgreicher leben.

Komfortzonen sind unser größtes Hindernis zu neuen Entwicklungen
Weiterentwicklung erfolgt erst an und jenseits von bestehenden Grenzen. Die meisten Menschen wollen sich grundsätzlich nicht ändern - es fehlt an Neugier, an Abenteuerlust, an einer gewissen Ungeduld und Unzufriedenheit mit dem Bestehenden oder auch an Kraft. Toni Innauer als Vorbild spricht von einer Insel, die es zu entdecken gilt, von der Faszination die man davon spüren kann und davon, dass er immer wieder so einen Schub nach Neuem hatte. Worin besteht denn Ihre Komfortzone? Was kann Sie daraus hervorlocken?

Das Schwierigste ist dabei immer der Start, der erste Schritt, ähnlich wie eine Lok, die Ihre tausenden PS zur Beschleunigung aus dem Bahnhof hinaus benötigt. Einmal in Fahrt, mit der nötigen Masse dahinter benötigt sie relativ wenig PS und Anstrengung um den Zug auf Geschwindigkeit zu halten.

Die zumutbare Überforderung
Jeder Mensch hat seine individuellen Grenzen, deswegen erfordert dies individuelles Schwellentraining. Lautete früher das Trainingsmotto Laufen bis zum Kotzen, so ist heute die Sportwissenschaft viel präziser. Es ist weniger produktiv das Intervalltraining im hohen Laktatbereich anzusiedeln, sondern besser knapp über der anaeroben Schwelle zu trainieren. Der Körper gibt vor, was gut ist. Ein Zuviel erhöht die Verletzungsgefahr, wird zu hart trainiert, kommt es zu Übertraining. Schwellentraining in der Wirtschaft könnte heißen: Ziele mit Augenmaß zu setzen.

Die echten Durchbrüche anstreben
Erhalten Sie sich die Lust nach Phasen der kontinuierlicher Erweiterung auch echten Durchbrüche zu erzielen. Grenzen zu überschreiten ist trainierbar - am leichtesten durch kontinuierliche Erweiterung und als zumutbare Überforderung. Indem wir an Bestehendes anknüpfen und die Komfortzone verlassen, z. B. Weiterentwicklung der Schispingeranzüge, Wachsentwicklung etc. erfolgt eine ständige Leistungsoptimierung.

Von Zeit zu Zeit muss man allerdings in neue Dimensionen über für unmöglich gehaltene Grenzen Durchbrüche zu ganz Neuem anstreben. Der V-Stil im Schispringen zählt ebenso dazu, wie der Fosbury Flop im Hochsprung oder die neue Skating Technik im Schilanglauf. Toni Innauer zu dem riskanten Weg: "Das Neue musste regelrecht entdeckt werden. Dabei sinkt man zwischen den Stühlen – dem Alten und dem Neuen – so tief hinunter, wie wir es uns nie gedacht hatten. Wir sind eine Zeitlang auf dem Niveau von 14-jährigen Athleten gesprungen."

Das Agieren im Grenzbereich steigert die Lust, allerdings geht es um kalkuliertes Risiko. Keinesfalls darf man zu einem "Spieler" werden. Eine Grundvoraussetzung lautet: Man muss auch scheitern dürfen. Z.B., Reinhold Messner war 18 x auf den Gipfeln des Himalaya, 12 x ist er gescheitert. Eine andere Grundweisheit: In echten Krisen und bei Grenzgängen werden echte Leader geboren. Auch die Indianer testeten ihre Kanus auf Tauglichkeit nicht in ruhigem Fahrwasser, sondern in Wildwasser.

Wann waren Sie das letzte Mal im "Wildwasser?" – Lust auf Grenzerfahrung – und damit Erweiterung - gewonnen?

Buchbestellung:
Punch & Power, Was Topmanager von Spitzensportern lernen
Von Andreas Sachs, Erich Schönleitner, Helmut A. Gansterer
Erschienen im Echo Verlag
Preis 24,90 €, 280 Seiten
Bestellung: office@soom.energise.at, 0699-12602414


Fotoquelle Innauer
Innauer beim Sprung über sein Elternhaus

Andreas Sachs

Link: www.soom.energise.at

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