MaxFun Sports Laufsport Magazin

Sage mir wie du trainierst und ich sage dir wer du bist! Eine kleine Typologie des Sports

24.06.2008, 12:00:00
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Schon immer war es wichtig, über andere Menschen Bescheid zu wissen und unbestritten verschafft ein solches Verständnis dem Informierten einen oft entscheidenden Machtvorsprung. Für den Athleten kann es vor allem dann wichtig sein, andere zu durchschauen, wenn er sich im sportlichen Wettkampf befindet.

Abgesehen von dieser, der Sportpsychologie vorbehaltenen, Obliegenheit, kann es aber auch für uns Normalsportler sehr interessant – oder passender: amüsant – sein, die laufenden, radelnden oder sonst wie sich bewegenden Kollegen ein wenig auf ihr sportliches Verhalten zu beobachten. Zu diesem Zweck soll eine – nicht ganz ernst gemeinte – Sporttypenlehre einstehen:  

Der/die ProfessionalistIn (das In sei in der Folge stets mitgedacht): Wir kennen ihn alle. Keine noch so unbedeutende technische Neuigkeit ist ihm unbekannt. Ob Pulsmesser, der auch Kilometerzeit, Distanz oder gar das Horoskop anzeigen kann, er besitzt dieses Ding. Jede Fachzeitschrift, jeder Artikel, jede neue Theorie ist ihm bekannt. Zu allem hat er etwas hinzuzufügen und die Planung seines Trainings ist bis ins kleinste Detail durchorganisiert. Pulskurven, selbst von einem 30minütigen Regenerationslauf werden ausgewertet, statistisch erfasst und verglichen. Leider aber und das ist ihm vielfach gar nicht bewusst, vergisst er oft auf das Wesentliche des Sportlers: auf sein Training. Die Zeit dafür hat er nämlich meist nicht, da er sich organisieren muss. Wir wollen aber keineswegs unterstellen, dass der Professionalist vielleicht weniger Freude an der Bewegung hat als am Reden darüber…  

Der Soziale: Sein Hauptterritorium sind die Lauftreffs, Nudelpartys und Sportmessen. Wettkämpfe bestreitet er hauptsächlich, um dabei zu sein. Stets gut gelaunt, ist er selbst beim Training fast immer mit Kollegen zu beobachten, gleichgültig ob diese langsamer oder schneller unterwegs sind. Oft trabt er auf seiner Lieblingslaufstrecke auf und ab, auf Bekanntschaft hoffend, immer bereit umzudrehen, das Tempo anzupassen, um zu plaudern. Manchen Läufer hat man schon gesehen, der das Weite sucht, wenn ihm der Soziale entgegenkommt, der nämlich kennt kein Pardon und hat man einmal mit ihm eine Runde gedreht, dann verlangt seine soziale Gesinnung dies auch beim nächsten mal.  

Der Wettkämpfer: Mit ihm während des Trainings ins Gespräch zu kommen, gelingt sogar dem Sozialen nicht leicht, ist er doch meist konzentriert bzw. „flott“ unterwegs. Intervalle sind sein Leben und wehe man stört ihn dabei. Seine Gedanken kreisen hauptsächlich um Kilometerzeit und Distanz. Interesse zeigt er hauptsächlich dann, wenn er nach seinen Wettkampfergebnissen gefragt wird. Seltsamerweise sind diese sehr häufig - aus allerdings von ihm leicht zu erklärenden Gründen - nicht besonders gut. Sein Ziel ist allzeit der nächste Wettkampf – das dort erzielte schlechte Ergebnis zählt nicht. Dürfen wir dem Wettkämpfer den Rat geben, vielleicht etwas gelöster an die Sache Training heranzugehen?   Der

„Einmal-Marathon-Typ“: Diesem Typ begegnen wir erst ab dem späten Frühjahr. Im Winter hat er andere Interessen. Wird es allerdings warm draußen, erinnert er sich an seine Arbeitskollegen, die schon einmal einen Marathon gelaufen sind und an seine diesbezüglichen Imagenachteile. Ab diesem Zeitpunkt ist ihm sein gewohntes Organisationstalent dienlich. Blitzschnell beschafft er sich einen Trainingsplan – den besten natürlich –, kauft die neuesten und teuersten Laufschuhe, schmeißt sich in seine, immer noch fast unbenutzten Laufutensilien und dreht seine ersten Runden – viel zu schnell allerdings, denn nach wenigen Trainingseinheiten ist er auch schon übertrainiert und leider dazu noch demotiviert, warum er sein Vorhaben auf den Herbst bzw. auf nächstes Jahr verschiebt.  

Der Anti-Wettkämpfer: Er läuft nur, um fit zu bleiben, gesund zu sein und die Bewegung zu genießen. Wettkampf? Wo kommen wir denn da hin, das ist doch nur etwas für die simplen Geister, hat keinen Stil. Wozu braucht man denn das? Messen tut man sich im Beruf. Dort ist es wichtig, Erfolg zu haben und den hat der Anti-Wettkämpfer fast immer. Ihm geht es um das Erlebnis des Laufens, Radfahrens, der Bewegung. Doch wehe wenn er doch einmal dazu überredet wird, eine Startnummer anzulegen, dann ist er nicht mehr zu bremsen: Nervöser als alle anderen, ehrgeiziger, emotionaler meint er, alles müsse sich an diesem Tag nur um ihn drehen. Im Ziel ist er fertig und überglücklich, freilich nur so lange, bis er realisiert hat, dass es doch unheimlich schön sein kann, mit anderen um die Wette zu laufen – banal aber schön.  

Der Pionier: Unbeirrt von allen Zeitgeistströmungen des sportlichen Lebens, dreht er seine Runden. Er braucht keinen neuen supergedämpften Schuh oder ein schweißabsorbierendes Leibchen – Derartiges hat es in den 70er Jahren auch nicht gegeben. Mit kaum merkbarem Hohn straft er die gestylten Sportkollegen mit Missachtung. Dass er dabei manchmal selber höhnisch beäugt wird, stört ihn nicht. Er treibt Sport, um der Bewegung willen und wird dies auch noch dann tun, wenn seine Schuhe durchgelaufen, sein Leibchen zerschlissen und sein Stirnband gerissen sind, dann wenn die anderen wieder bequem und rund zu Hause liegen und das ist sein großer Trumpf.  

Der Begeisterte: Ihn finden wir größtenteils in sehr kurzen Zeitabständen bei unterschiedlichen Sportarten. Einmal läuft er mit Leidenschaft, dann ist Triathlon sein Ziel, ein andermal bereitet er sich auf die Teilnahme am Jedermann-Zehnkampf vor. Stets ist er mit vollem Eifer bei der Sache, kennt jedes Detail seines Sports, weiß „wie der Hase läuft, bzw. radelt oder schwimmt“. Unterhält man sich mit dem Begeisterten, springt sein Enthusiasmus unweigerlich auf einen über, oft mit derartiger Intensität, dass man sich selbst zu einer Teilnahme an dem von ihm gepriesenen Wettkampf entschließt. Leider sieht man ihn dort oft nicht mehr, hat er doch schon wieder ein viel tolleres Ziel im Auge: Er hat sich ein Modellflugzeug gekauft und ist einem Modellflugzeugverein beigetreten, wobei seine Begeisterung schon wieder auf dem Weg ist – diesmal zum Club der Irishdancer.  

Wenngleich diese Typologie sich noch fortsetzen ließe, soll an dieser Stelle abgebrochen werden, müsste doch der Autor früher oder später an den Punkt gelangen, an dem er sich selbst zu beschreiben hätte und das geht nicht. Vielleicht findet sich ja für diesen Zweck ein Vertreter der oben beschriebenen Typen.

Dr. Günter Heidinger

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