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Religion und Philosophie – feindliche Schwestern?

16.06.2008, 12:00:00
Foto:
© Gerd Altmann(geralt)/PIXELIO

Dass Religionen immer noch entscheidenden Einfluss auf das gesellschaftliche Leben haben, wird wohl niemand bestreiten wollen und dass in vielen Ländern politische Macht genauso noch mit dem Hinweis auf den Willen Gottes gerechtfertigt wird, sollte beunruhigen.

Aufschlussreich ist die dazu Überlegung, dass der Begriff der Hierarchie ursprünglich „heilige Ordnung“ bedeutete und im Mittelalter zur Legitimation der vorgeblich gottgewollten ständischen Gesellschaft gedient hatte. Umso mehr braucht es kritische Stimmen und gerade die Philosophie der Neuzeit hat diese Rolle zunehmend übernommen.

Die Kritik und der Tadel der Religion von Seiten der Philosophen fanden ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert unter Ludwig Feuerbach, Karl Marx und Friedrich Nietzsche, der im Übrigen die Meinung vertrat, dass der Mensch seine Wünsche von einem besseren Leben in den Himmel projiziere und dort nichts als seine Sehnsüchte und Ängste finde.

Ebenso steht die Philosophie des 20. Jahrhunderts trotz der wieder stark in den Mittelpunkt rückenden Frage nach dem „Sinn des Lebens“ unter dem Aspekt der Abkehr vom Religiösen. Der philosophischen Religionskritik steht allerdings eine philosophiekritische Tradition von Seiten der Religion gegenüber. Von Martin Luther, der die Vernunft eine „Dirne des Teufels“ nannte, bis hin zu Sören Kierkegaard, der an der Unergründbarkeit des Glaubens durch die Vernunft festhielt.

Heute sehen wir uns mittlerweile einer fast selbstverständlichen Trennung von Glauben und Wissen gegenübergestellt, sollten aber dennoch nicht vergessen, dass Wissensbildung niemals ein gänzlich kalkulierbarer Prozess ist und wir immer auf Korrektur angewiesen sind. Dies könnte auch als Begründung für die philosophische These dienen, dass für jedes Wissen auch Glaube nötig sei. Und so erscheint der Wissenschafts- und Fortschrittsoptimismus des 21. Jahrhunderts als säkularisierte Form oder moderne Variante religiösen Heils- und Erlösungsglaubens.

Zen-Running mit seinem fernöstlichen philosophischen Hintergrund hat diese Schwierigkeiten weniger und Religion und Philosophie als feindliche Schwestern zu sehen, soll jenen überlassen werden, die Dualität benötigen. Der Buddhismus in all seinen Varianten kennt auch keinen persönlichen Gott und besonders die Zen-Mönche würden angesichts einer solchen Diskussion bestenfalls mit einem Koan antworten:

 „Wasser erwärmt sich langsam und kocht ganz plötzlich!“

Dr. Günter Heidinger

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