MaxFun Sports Laufsport Magazin

Alltagsphilosophische Nachbetrachtungen zum sportlichen Wettkampf

10.10.2007, 12:00:00
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Das Mitwirken an einem sportlichen Massenereignis als Teilnehmer ist mit Sicherheit ein einmaliges Erlebnis und lässt den Sportler zumeist hauptsächlich positive Erfahrungen mit nach Hause nehmen. Wer aber einmal anstatt als Teilnehmer als Zuseher dabei ist und dies auch noch sehr aufmerksam tut, der wird Einsichten erleben, die unter Umständen von ganz anderer Art sind.

Schon beim Start beginnt das Staunen, sieht man die Menschenmassen fiebrig und unkontrolliert durcheinander laufen oder in großer Zahl die – zumeist in lediglich in geringer Menge vorhandenen – WC-Anlagen belagern. Ein Blick in den Bereich der ambitionierten Sportler, die eventuell mit einer Platzierung spekulieren, lässt Assoziationen mit dem Tierreich aufkommen: Sich gegenseitig beschnuppernd und einschätzend, wippen die meisten nervös auf ihren Laufschuhen hin und her. Die Gedankenverbindung zu den Tieren ist im Übrigen auch dann nahe liegend, wenn man die umliegenden Sträucher und Bäume auf sich dahinter verbergende zuhauf urinierende „Männchen“ erforscht.  

Auf der Strecke geht es weiter mit den neuen Einblicken. Während die – fast immer freiwilligen – Helfer oft angebrüllt oder harsch zurechtgewiesen werden, sind auch vermeintliche Konkurrenten nicht vor verbalen, manchmal sogar körperlichen, Übergriffen nicht gefeit.  

Wirklich interessant wird es freilich erst im Zielbereich. Auf den ersten Rängen geht es aufgrund der noch wenigen Läufer durchwegs recht zivilisiert zu, je mehr Sportler aber in der Zielarena eintreffen, desto skurriler wird die Situation. Wie die Kühe zum Futtertrog drängen, verlangen die Eintreffenden nach Getränken, Riegeln oder Bananen, werden schnell unzufrieden oft gar zornig, wenn diese nicht sofort griffbereit oder vielleicht in ungenügender Menge vorhanden sind, dies sogar, wenn sie als „7999er“ Teilnehmer ins Ziel kommen oder so spät dran sind, dass die Helfer schon mit dem Zielabbau beschäftigt sind. Mit manchen geht die Gier und Unverschämtheit derart weit, dass sie die angebotenen Dinge in wesentlich mehr als nur Haushaltsmengen davon schleppen.  

Die leeren Flaschen werden in die bereitgestellten Abfallbehälter geworfen, allerdings auch dann noch, wenn diese restlos überfüllt sind, geht nichts mehr hinein, erfüllt der umliegende Rasen denselben Zweck. Sehr schnell sieht es im Zielgelände aus, wie auf einer Müllhalde, was manche gleich dazu veranlasst, achtlos vor sich hinzuspucken. Dem zunehmend unangenehmen Geruch, einer Mischung aus Schweiß, Isogetränken und Massageöl, kann man sich bestenfalls durch eine rasche Flucht entziehen.

Vor Erschöpfung fallen einige sogar hin, was zwar grundsätzlich nur selten Grund zur Besorgnis ist, andere aber gleich dazu veranlasst, neugierig zuzusehen, ob nicht vielleicht etwas Sensationelles zu sehen ist – dies tun im Übrigen auch Hühner auf dem Bauernhof, wenn einem anderen der Garaus gemacht wird und sich Gelegenheit zum Zusehen bietet.  

Alles in allem kein ausschließlich erfreuliches Erlebnis für den Zuseher aber deshalb ist wohl auch dem Teilnehmen der Vorzug zu geben, um derart den Wettkampf in guter Erinnerung zu behalten. Das eigene Pinkeln, Stoßen, Schimpfen oder Spucken wird dann ja auch ganz anders wahrgenommen oder als nicht so schlimm empfunden.  

Dr. G. Heidinger
g.heidinger@maxfun.at

 

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