MaxFun Sports Laufsport Magazin

Sportphilosophie: Philosophie des Kampfes?

16.07.2006, 12:00:00
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Auszug aus einem Vortrag beim Sportphilosophicum, Ende September auf Schloss Krastowitz

Möchte man einmal den Versuch unternehmen über so etwas wie „Sportphilosophie“ nachzudenken, heißt, den Begriff der Sportphilosophie ein wenig abzugrenzen, wird man nicht daran vorbeikommen, die Bereiche Körper und Geist als ein Ganzes zu begreifen. Wenn Sport mehr sein soll als körperliche Bewegung, muss deshalb zu dieser auch die geistige hinzugedacht werden. Dass das körperliche Tun, sprich der Sport, nahezu immer ein Wettkampf ist, kann kaum übersehen werden. Der Sportler kämpft gegen seine Konkurrenten, gegen die Uhr und nicht zuletzt auch gegen sich.

Wie steht es aber mit dem geistigen Wettkampf? Gibt es einen solchen überhaupt und worum, bzw. mit wem oder was kämpft der Geist, das Denken? Die Geschichte der Philosophie erzählt seit jeher vom Kampf des menschlichen Geistes gegen die Unwissenheit. Dieser Kampf spielt sich auf den ersten Blick vielleicht auf anderer Ebene ab, als der sportliche, dennoch aber lassen sich hier einige Parallelen finden.

So war der Wettkampf in der europäischen Tradition keinesfalls nur auf körperliche Fähigkeiten Tätigkeiten beschränkt. Es gab auch musische Agone (Wettkämpfe), in denen etwa der beste Flötenspieler, Sänger oder Rezitator ermittelt wurde, Schönheit und Weisheit waren Gegenstand des Wettkampfes. Ziel des Wetteifers war allerdings allemal der Agonalsieg, d.h. der edle Sieg ohne Feindschaft. Der ständige Wettstreit ohne direkten praktischen Nutzen wurde für die volle Entwicklung des Individuums als notwendig erachtet. Er war notwendig, um sich in den Widerständen des täglichen Lebens zu behaupten. Bedauerlicherweise ist diese Kultur fördernde Haltung in der darauf folgenden Geschichte Europas nie mehr in dieser Form aufgetaucht. Weder die römischen Feste und Spiele, noch die mittelalterlichen Turniere fanden im Geist dieser antiken Tradition statt und auch das neuzeitliche Duell war lediglich ein Kampf um die Ehre.

Interessanterweise finden wir in der fernöstlichen Tradition im Yoga den Prototyp des psychophysischen Trainings, dessen Ziel seit jeher die Vervollkommnung von Körper und Geist war. Anders als im Westen war das Ziel hier nicht der Sieg über einen Gegner, sondern der über sich selbst. Dieser Kampf galt der Überwindung der eigenen Schwächen und Fehler und war ein Mittel der Kreativität, des Erschaffens des eigentlichen Menschen, seines Körpers und seines Geistes. Kennzeichnend für ein traditionelles Verständnis fernöstlicher Körperübungen ist auch heute noch eine holistische Sichtweise, heißt an erster Stelle steht immer die Gesundheit an Körper, Seele und Geist. Zweck war und ist der Erwerb von Gesinnung, äußerem Auftreten, Geduld, Ausdauer und erst an letzter Stelle der Kunst des Kämpfens.

In der Kombination und Fortsetzung dieser beiden Traditionen mag auch ein möglicher Berührungspunkt für den Bereich der Sportphilosophie gesehen werden. Diese kann als ein denkbarer Lebensweg gedacht sein, auf dem es nicht entscheidend ist, der Bessere zu sein, sondern sich selbst im Lebenskampf zu bewähren und dabei zu bestehen. Auf diesem Weg wird es auch möglich sein, ein erfolgreiches, erfülltes Dasein zu führen, gleichsam der „Meister“ seines eigenen Lebens zu sein und anderen in friedlichem Wettstreit gegenüberzutreten, um derart den Agonalsieg zu erringen. Ziel bleibt aber stets der Sieg über sich selbst, die Überwindung der eigenen Schwächen und Mängel. Für den Sportphilosophen ist der physische Kampfaspekt dabei lediglich die „primitive“ Ebene dieses Weges und dient derart als Hilfsmittel zum Verständnis der geistigen Aspekte.

Mehr Infos zum MaxFun Sportphilosophicum vom 29.Sept. bis 1.Oktober

Dr. Günter Heidinger

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