MaxFun Sports Laufsport Magazin

Als die Uhren laufen lernten

24.04.2011, 12:00:00
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© MaxFun.cc/K.Köb

Mit den Jahren wurden die Erfahrungen, die Trainingsmethoden und damit auch die Zeiten immer besser.

Vor hunderttausenden von Jahren gab es noch keine Marathonwettkämpfe. Der Mensch oder die Menschähnlichen waren aber damals schon eines; hervorragende Wanderer und Läufer. Diese Genetik wurde uns mitgegeben und wir werden sie brav an unsere Kinder und Kindeskinder weitergeben, ohne, dass diese sich auch nur noch ein bisschen bewegen werden. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Die ersten Läufer, von denen auch heute noch gerne berichtet wird, waren im Alten Griechenland unterwegs, bei den Olympischen Spielen der Antike waren der Stadionlauf (ca. 192m), der Doppellauf (zwei Stadionrunden) und der Langlauf (ca. 3,8 km) beliebt. Die Legende des nach der Verkündung des Sieges tot zusammenbrechenden "ersten Marathonläufers" kennt ohnehin jeder, heute soll es ein wenig um Zeitvergleiche gehen; Zeitvergleiche von den ersten „richtigen“ Marathonläufern mit den Zeiten von heute.

Der erste Olympiasieger der Neuzeit hieß Spyridon Louis, er benötigte im Jahre 1896 für die ca. 40 km (die noch nicht der heutigen offiziellen Marathondistanz von 42,195 km entsprachen) knapp weniger als 3 Stunden. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass Trainings- und andere -methoden damals klarerweise in keinster Weise den heutigen entsprachen. Mit etwas mehr als 3 Stunden lockt so mancher heute nicht einmal mehr seinen Lebenspartner hinter dem Ofen hervor.

Mit den Jahren wurden die Erfahrungen, die Trainingsmethoden und damit auch die Zeiten immer besser. Paavo Nurmi („Laufen wie ein Nurmi“) oder Emil Zatopek (nicht zu verwechseln mit Gerhard Zadrobilek, das passiert sogar so manchem schnellen Fleischhauer aus P-Dorf…) setzten beispielsweise ganz andere Maßstäbe. Oder später auch ein gewisser Adolf Gruber, der sich gerne mit "Gestatten Sie, mein Name ist Adolf Gruber, 22-facher Staatsmeister im Marathon,…" vorstellte.

In der heutigen Zeit dominieren vor allem die Läufer aus Afrika Marathonrennen nach Belieben. Um heutzutage einen international besetzten Marathonlauf gewinnen zu können, muss man schon Zeiten um die 3 Min pro km oder darunter laufen - den ganzen Marathon lang wohlgemerkt - unfassbar eigentlich. Die Frage lautet, ob in 100 Jahren die Läufer auch über 20 km/h Durchschnitt lachen werden, ob man dann Marathonsieger um die 1,5 h im Ziel sehen wird. Undenkbar heute, aber vor 100 Jahren war auch vieles undenkbar, denken Sie nur an Internet, Handys oder das Beamen. Apropos Beamen; wenn das mal besser und in größerem Rahmen gelingen sollte, führt sich z. B. ein Marathonlauf ad absurdum. So könnte man sich vom Start gleich direkt ins Ziel beamen lassen und wäre also gleichzeitig und mit Null Zeitaufwand am Start UND im Ziel. Dann hätten wir eventuell 30.000 ex aequo-SiegerInnen…

Was hat sich noch so getan? Ende der 60-er, Anfang der 70-er-Jahre wurden auch Frauen zu Laufwettkämpfen zugelassen, heute gibt es sogar eigene Frauenläufe. UND eigene Männerläufe. Wann z. B. der Weltrekord im Damen-Marathon (Paula Radcliffe, London, 2003, 2h15Min25s) unterboten wird, steht in den Sternen. Haile Gebrselassie (Weltrekordhalter Marathon Herren, Berlin, 2008, 2h03Min59s; die Zeit von Mutai, Boston, 2011, 2h03Min02s zählt nicht als Weltrekord, weil die Strecke dort ein zu hohes Gefälle aufweist) hält im Herren-Marathon eine Zeit von unter 2h für möglich. Fürchterlich eigentlich für alle, die nicht einmal die halbe Strecke in dieser Zeit schaffen…

Wo die Reise hingeht, weiß keiner; wie sie begonnen hat, nur in Bruchteilen; der Mensch musste seit jeher schnell laufen, um als Erster beim zu (fr)essenden Aas zu sein. Geboren um zu laufen und um zu siegen. Welt der Läufer.

Christian Kleber (MAS)

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