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Sokrates oder Philosophie als Lebensform

08.09.2009, 12:00:00
Foto:
Gerd Altmann(geralt)/PIXELIO

Die zunehmende Kritik an den Sophisten (siehe Teil 6) führte unweigerlich zum Konflikt mit Sokrates, der sein ganzes Leben für die Erneuerung der Philosophie aufopferte.

Zwei Vorstellungen sind mit Sokrates´ Namen untrennbar verbunden: Die sokratische Methode und Philosophie als Existenzweise, als Einheit von philosophischer Lehre und persönlichem Handeln. Beides hat entscheidend dazu beigetragen, dass Sokrates fast zu einem Mythos geworden ist, der bis heute seine Bedeutung kaum verloren hat.

Sokrates war jedoch unter seinen Zeitgenossen nicht oder nur selten gern gesehen und galt als Störenfried, der jeden in seinen gefürchteten Dialog verwickelte und seine jeweiligen Gesprächspartner meistens verunsichert und in Verwirrung zurückließ. Seine Haupttätigkeit bestand auf den ersten Blick im Müßiggang. Egal ob auf den Straßen oder Gymnasien, den Werkstätten oder den Festgelagen seiner Freunde und Anhänger, unter denen er im Übrigen höchstes Ansehen besaß, war er aber ein Vorbild an Charakterfestigkeit, Selbstgenügsamkeit und Uneigennützigkeit.

Seine Lästigkeit und sein ununterbrochenes ironisches Nachfragen in den Gesprächen mit den Mitmenschen sollten jedoch nicht den Skeptizismus, den Relativismus oder gar den Nihilismus jener fördern, sondern die sehr oft verfestigten, unkritisch hingenommenen Meinungen hinterfragen und den Weg bereiten zur tatsächlichen Einsicht und damit einhergehend auch zur rechten Lebensführung, zum richtigen Handeln. Eine derartige geistige Haltung ließ sich aber laut Sokrates nur aus der Demut des Nichtwissens und nicht aus Überheblichkeit erreichen. Philosophie war demgemäß für Sokrates keine schlichte Überredungskunst, für die sie heute oft noch gehalten wird, sondern führte zu Selbsterkenntnis und ermöglichte aus dem Wissen um das Gute, an welches Sokrates fest glaubte, auch das richtige Handeln.

Wie konsequent er sich an diese, seine Philosophie auch im eigenen Leben gehalten hat, zeigt die Art und Weise seines Todes. Sokrates wurde im Jahre 399 v. Chr. vor Gericht gestellt und wegen Verführung der Jugend und Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Obwohl ausreichend Möglichkeit zur Flucht bestanden hatte, unterwarf er sich dem formal korrekt gefällten Urteil und leerte den Schierlingsbecher in Anwesenheit zahlreicher Freunde.

Sokrates wurde so zum Inbegriff der philosophischen Existenz, bei der es nicht um die Vermittlung von Wissen ging, sondern um die Führung des Menschen hin zum Guten und Wahren sowie um das Vorbild einer sich aus Überzeugung aufopfernden Existenz. Dieser Mensch lebte in der vollen Gewissheit einer Sendung und ging für diese sogar in den Tod. Die eindrucksvolle Schilderung seines Endes durch Platon, von dem wir eigentlich fast alles über Sokrates wissen, ergreift die Menschen immer wieder von Neuem.

Auch uns Zen-Runnern bzw. sportlich tätigen Menschen kann Sokrates, zumindest in einem Bereich, Vorbild sein. Bereits ihm war es nämlich sehr wichtig gewesen, neben dem Geist auch den eigenen Körper nicht zu vernachlässigen und täglich „Gymnastik zu treiben“ wie dies z.B. in Platons „Gastmahl“ nachzulesen ist.

Teil: 7

Dr. Günter Heidinger

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