Die Sterne lügen bekanntlich nicht, das weiß schließlich jedes Kind, und da ich ein Teil jenes Sternenstaubes, der wie ein Wunder seit über 13 Milliarden Jahren durch Zeit und Raum schwebt, bin, lüge auch ich nicht, weiß auch jedes Kind.

Wenn man von der Theorie des Urknalls ausgeht, müsste im Prinzip alles vorhersagbar sein, denn jede Aktion von anno dazumal muss eine Reaktion hervorgerufen haben. Summiert man einfach alle Reaktionen, lässt nichts außer Acht, so kann man in die Zukunft sehen. Wenn man dann noch die Heisenbergsche Unschärferelation ignoriert, ist die Astrologie eine absolut exakte, fehlerfreie Wissenschaft, die zumindest mir genauestens vorhersagen kann - und zwar jeden Tag - was ich wie, wo und wann erleben werde.

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Ich lese übrigens täglich mehrmals - in verschiedenen Zeitschriften - mein Horoskop und glaube immer daran. Das heißt, eigentlich merke ich mir die Dinge, die ich gelesen habe und begebe mich immer in Situationen, in denen diese wirklich eintreten können. Dabei stelle ich mir vor, dass bis zu dem Zeitpunkt des Eintretens des Ereignisses etwas Bestimmtes geschehen sein muss, also z. B. ein Bus vorbeigefahren sein muss, und wenn das wirklich eintritt, dann passiert das Ereignis. Wenn nicht, kann es meiner Logik zufolge nicht geschehen. Folgendes stand heute in meinem Horoskop;

„Liebe"; Sie haben heute eine Begegnung, die Sie so schnell nicht wieder vergessen werden. Sie werden etwas Großartiges erleben.“

Folgendes ist passiert; Ich musste zu einem Friseur im ersten Bezirk, der offensichtlich vom anderen Ufer ist. „Musste“ deshalb, weil ich quasi das „Weihnachtsgeschenk“ meiner Firma war - nicht falsch verstehen, das Geschenk bestand in der Vermessung seiner Wirbelsäule mit der Medimouse, bei der man den Oberkörper freimachen und die Hose bis zur Gesäßritze hinunterziehen muss (um exakt messen zu können). Der Friseur hat das falsch verstanden und das Hemd ein wenig hoch-, dafür die Hose ganz hinuntergezogen. Dann hat er sich umgedreht, und mir wurde klar, was unter „großartiger Begegnung“ gemeint war.

„Gesundheit"; Machen Sie heute keine allzu großen Sprünge, denken Sie an Ihr Kreuz.“

Folgendes ist passiert; Ich, immer noch beim Friseur im ersten, kann nicht fassen, wie „großartig“ diese Begegnung ist, bin sprachlos, er sieht mich an, zwinkert zwei-, dreimal, die Situation wird zur Unendlichkeit, Schweiß tritt aus allen Poren, was nun? Ich mache einen hurtigen Satz zur Seite, und da ist er wieder, dieser Stich in meinem Iliosakralgelenk. Vornüber gebückt erstarre ich zur Salzsäule und stöhne laut auf vor Schmerz. Ich stelle mir vor, dass, wenn die Medimouse innerhalb der nächsten fünf Sekunden piepst (das kann und tut sie nämlich oft), ein weiterer Angestellter hereinkommt und diese unfassbar peinliche Situation auflöst. Ich stehe immerhin immer noch nach vor gebückt da, und der schwule Friseur kommt von hinten immer näher. Und tatsächlich, die Maus piepst, die Tür geht auf und meine Rettung naht. Der eben in den Raum Gekommene baut sich vor mir auf und fragt, was denn geschehen sei. Ich meine nur kurz und bündig, mehr bekomme ich nicht heraus, es sei wohl ein Hexenschuss. Da zieht auch der zweite Friseur die Hose runter und will mit der Medimouse untersucht werden.

„Erfolg"; Was Sie heute auch anfassen, es wird ein Riesenerfolg werden.“ Morgen bleibe ich zu Hause. Diese Messungen sind mir zu hart.

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C.K.

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